Astronomen haben die größte jemals erstellte digitale hochauflösende Farbaufnahme des Nachthimmels veröffentlicht. Das mehr als eine Billion Pixel umfassende Bild basiert auf der seit einem Jahrzehnt laufenden Himmelsdurchmusterung Sloan Digital Sky Survey-III (SDSS-III). Es zeigt die bisher umfassendste Bestandsaufnahme von Himmelsobjekten im sichtbaren Licht und liefert damit der Astronomie eine wertvolle Grundlage für neue Entdeckungen.
Der Sloan Digital Sky Survey (SDSS) läuft bereits seit 1998. Ziel dieses internationalen Projekts ist es, eine Durchmusterung von einem Viertel bis einem Drittel des gesamten Nachthimmels durchzuführen und dabei Positionen und Heiligkeiten von mehr als 100 Millionen kosmischen Objekten zu erfassen und zu vermessen. Der SDSS ist die erste derartig umfassende und hochauflösende Kartierung und die erste, die ausschließlich auf digitalen Bilddaten basiert. Dafür nutzen die Astronomen die zu Beginn des Projekts größte existierende Digitalkamera, einen 138-Megapixel-Detektor, angebracht am eigens für den SDSS gebauten 2,5 Meter Teleskop des Apache Point Observatoriums in New Mexico.
500.000 HD-Fernseher für eine Himmelskarte
Im Laufe der letzten Dekade scannte der Sloan Digital Sky Survey damit ein Drittel des gesamten Nachthimmels. Das resultierende Bild wurde nun auf dem Treffen der American Astronomical Society in Seattle offiziell vorgestellt und zur freien Nutzung der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Öffentlichkeit übergeben. „Dieses Bild liefert Möglichkeiten für viele wissenschaftliche Entdeckungen in den nächsten Jahren”, erklärte Bob Nichol, Sprecher der SDSS-III-Kollaboration bei der Vorstellung.
Die hochauflösende Aufnahme ist aus Millionen von 2,8 Megapixel-Bildern zusammengesetzt und umfasst insgesamt mehr als eine Billion Pixel. Wollte man dieses Bild in voller Größe und Auflösung darstellen, bräuchte man 500.000 HD-Fernseher dafür. Den Astronomen liefert es den umfangreichsten Blick auf den Himmel, den es jemals gab.
Großer Schatz für die Wissenschaft
Bereits jetzt haben SDSS-Daten die Basis für die Entdeckung und Vermessung von fast einer halben Million neuer astronomischer Objekte gebildet, darunter Sterne, Asteroiden, Quasare und ferne Galaxien. „Dies ist einer der größten Schätze in der Geschichte der Wissenschaft”, erklärt Professor Mike Blanton von der New York Universität, Leiter der Datenarchiv-Arbeit bei SDSS-III. Er und seine Kollegen haben Monate an der Aufbereitung der Daten für dieses Bild gearbeitet. „Diese Daten werden ein Erbe für lange Jahre sein, denn auch vorherige Himmels-Kartierungen – wie der Palomar Sky Survey aus den 1950ern – sind bis heute in Benutzung. Wir erwarten, dass auch die SDSS-III-Daten diese Art von Lebensdauer haben werden.“
Nächstes Projekt: 3D-Karte
Und die Himmelskartierung geht weiter: „Wir haben die existierenden SDSS-Instrumente erweitert und nutzen sie nun, um Entfernungen von über einer Million Galaxien zu messen, die in dieser Aufnahme entdeckt worden sind“, erklärt David Schlegel, Astronom vom Lawrence Berkeley National Laboratory und Forschungsleiter am neuen „Baryon Oscillation Spectroscopic Survey“ (BOSS) der SDSS-Kollaboration.
Diese Entfernungsmessung ist langwierig, ermöglicht es aber, ein detailliertes dreidimensionales Abbild der Galaxienverteilung im All zu erstellen. Wenn dieses Projekt im Jahr 2014 abgeschlossen ist, wird BOSS damit die größte jemals existierende 3D-Galaxienkarte produziert haben. Eines der wissenschaftlichen Ziele dieses SDSS-Teilprojekts ist es festzustellen, wie sich die so genannte „Dunkle Energie“ im Laufe der jüngsten kosmischen Geschichte verändert hat. „Die Dunkle Energie ist das größte Rätsel der heutigen Forschung“, so Schlegel. „Und SDSS wird weiterhin dazu beitragen herauszufinden, was zum Kuckuck sie ist.“
Link
Zoom auf die Whirlpool-Galaxie M51
(Sloan Digital Sky Survey-III, 20.01.2011 – NPO)