Deutschland ist weltweit führend im Umweltschutz. Große Fortschritte sind in letzter Zeit vor allem bei der Luftreinhaltung, der Trinkwasserqualität, beim Klimaschutz sowie bei der Kreislauf- und Abfallwirtschaft erzielt worden. Das ist das Ergebnis des Umweltberichtes 2010, den das Bundeskabinett gestern beschlossen hat. Der Report zieht eine Bilanz der Umweltpolitik der letzten vier Jahre und zeigt Perspektiven für die weitere Regierungsarbeit auf.
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Bundesumweltminister Norbert Röttgen unterstrich anlässlich der Vorstellung des Berichts im Kabinett das große wirtschaftspolitische Potenzial des Umweltschutzes: „Klima- und Umweltschutz, Ressourcen- und Energieeffizienz tragen in großem und wachsendem Umfang zur wirtschaftlichen Entwicklung, zur Wertschöpfung und zur technologischen Entwicklung in unserem Land bei. Der deutsche Anteil am Weltmarkt für Umwelttechnologien und -dienstleistungen beträgt heute 224 Milliarden Euro, das sind 16 Prozent“, erläuterte Röttgen.
1,8 Millionen Jobs im Umweltsektor
Die deutschen Unternehmen halten laut dem Bundesumweltminister dabei Anteile zwischen fünf und dreißig Prozent am Export von Umweltschutzgütern. Die Kernkompetenzen liegen insbesondere in der umweltfreundlichen Energieerzeugung sowie in der Trennung und Verwertung von Abfall. „Damit ist der Umweltsektor nicht nur Wachstumstreiber, sondern auch Beschäftigungsmotor: Rund 1,8 Millionen Menschen finden hier eine Beschäftigung, allein 340.000 im Bereich der erneuerbaren Energien“, so Röttgen.
Auch im Klimaschutz hat Deutschland zumindest nach Angaben des Bundesumweltministeriums (BMU) seine Ziele erreicht: Das im Kyoto-Protokoll international gesteckte Ziel, den nationalen Treibhausgas-Ausstoß gegenüber 1990 bis 2010 um 21 Prozent zu senken, wird voraussichtlich sogar deutlich übererfüllt: Ende 2009 hatte Deutschland bereits eine Reduktion von über 25 Prozent erreicht.
Bis 2006 ist jedoch der globale Treibhausgas-Ausstoß um rund 24 Prozent gegenüber 1990 gestiegen. Die Bundesregierung wird sich daher laut BMU weiterhin für den Abschluss eines neuen umfassenden und rechtsverbindlichen Klimaschutzabkommens für die Zeit nach 2012 einsetzen.
Langfristiges Energiekonzept vorgelegt
Auf nationaler Ebene habe die Bundesregierung am 28. September 2010 mit dem Energiekonzept erstmals ein langfristiges Konzept vorgelegt, dass sich an der erforderlichen Reduktion der Treibhausgas-Emissionen orientiere und zugleich große Chancen für Wirtschaft und Beschäftigung eröffne, so das BMU.
Mit dem Energiekonzept werde ebenfalls auf wirtschaftlichen Erfolg durch Umweltschutz gesetzt: „Trotz Wirtschaftskrise sind in der Branche der erneuerbaren Energien im letzten Jahr über 20 Milliarden Euro in die Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien investiert worden. Das heißt, selbst in Krisenzeiten, in wirtschaftlichen Rezessionszeiten, sind die Investitionen in die erneuerbaren Energien ein Wachstumstreiber gewesen“, so Röttgen. Zehn Jahre nach der Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 stellen die Erneuerbaren erstmalig einen Anteil von über zehn Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs bereit.
Große Erfolge bei der Ressourceneffizienz
Auch in der Ressourceneffizienz konnten dem BMU zufolge wichtige Erfolge erzielt werden: Trotz Wirtschaftswachstum ging beispielsweise das Abfallaufkommen zwischen 2000 und 2008 zurück. In diesem Bereich konnte damit ein Schritt hin zu einer Entkopplung der Umweltbelastung vom wirtschaftlichen Erfolg erzielt werden.
Die Deutsche Materialeffizienzagentur schätzt zudem, dass die Materialkosten der deutschen Wirtschaft um rund 100 Milliarden Euro – das sind 20 Prozent – sinken könnten. Die Materialkostenanteile im produzierenden Gewerbe belaufen sich auf rund 46 Prozent, die Lohnanteile liegen bei unter 20 Prozent. Hier liegt also ein großes Potenzial der Kostensenkung.
Große Erfolge meldete das BMU auch bei der Rohstoffproduktivität – dem Verhältnis des Bruttoinlandprodukts [BIP] zum Rohstoffeinsatz. Diese erhöhte sich in Deutschland zwischen 1994 und 2009 um 46,8 Prozent bei einem Anstieg des BIP um 18,4 Prozent im selben Zeitraum. Allerdings importiert Deutschland zunehmend Erzeugnisse, deren Erstellung zuvor im Ausland hohen Rohstoff- und Materialeinsatz erfordern. Das Bundesumweltministerium erarbeitet deshalb derzeit ein Ressourceneffizienzprogramm, das insbesondere auf die Minimierung von Umweltschäden durch Rohstoffgewinnung und -verarbeitung ausgerichtet ist.
Herausforderung Verkehr
Eine besondere Herausforderung liegt laut BMU weiterhin in der Bewältigung wachsender Verkehrsmengen und deren Folgen für Umwelt und Gesundheit. Zwischen 1991 und 2008 erhöhte sich beispielsweise die Verkehrsleistung im Güterverkehr in Deutschland um 67 Prozent, beim Personenverkehr um 25 Prozent. Die Bundesregierung strebt an, einen erheblichen Anteil des Güterverkehrs auf Schiene und Binnenwasserstraßen zu verlagern. Sie fördert zudem den Ausbau der Elektromobilität mit dem Ziel, bis 2020 eine Million und bis 2030 sechs Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu haben.
(BMU, 01.12.2010 – DLO)