Geowissen

Wind erzeugte marine Urzeit-Oase

Eingewehter Staub düngte und konservierte Lebewesen des Soom-Schiefers

Seeskorpion (Eurypterid ) - künstlerische Darstellung. © Alan Male

Im Soom-Schiefer nahe dem Tafelberg in Südafrika sind ungewöhnlich viele Organismen aus der Frühzeit des Lebens konserviert. Entscheidend dafür, das haben jetzt britische Forscher herausgefunden, war ein starker Wind. Wie sie in „Geology“ berichten, wirkten eingewehte nährstoffreiche, feine Staubkörnchen erst als „Dünger“ für das Leben in den obersten Wasserschichten des dortigen Urzeitmeeres. Dann, zum Meeresgrund abgesunken, sorgten sie für eine feinkörnige Abdeckung und Versiegelung abgesunkener Tierreste.

Es gibt nur wenige Fossillagerstätten auf der Erde, in denen Organismen aus der Frühzeit der Evolution erhalten geblieben sind. Die frühen Mehrzeller besaßen in der Regel kein festes Skelett und ihre Weichteilstrukturen blieben nur unter ganz spezielle Bedingungen über die Jahrmillionen hinweg erhalten. Eine solche Lagerstätte, der Soom Shale, findet sich in Südafrika. „In der Nähe des Tafelbergs in Südafrika liegt eine der geheimnisvollsten Gesteinsschichten der Erde”, erklärt Sarah Gabbot, Geologin an der Universität von Leicester in England. „Nur ein paar Meter dick und fast eine halbe Milliarde Jahre alt, enthält sie die versteinerten Relikte von bizarren, frühen Lebensformen, vollständig erhalten mit Augen, Mägen und Muskeln.“

„Fremdlinge“ im Sediment

Warum ausgerechnet hier die frühe Lebenswelt erhalten blieb, haben Gabbot und ihre Kollegen nun herausgefunden. Sie untersuchten die Schieferschichten der Soom-Formation mit Hilfe eines speziellen Mikroskops, das die Struktur der winzigen Gesteinskörner deutlich sichtbar macht und es so erlaubt, deren Ursprung und Zusammensetzung zu ermitteln. Die Wissenschaftler stießen dabei auf Myriaden von sehr feinen Siltkörnern, die in Relikten mariner Algen eingebettet waren.

„Die Siltkörner sind ‚Aliens‘ in diesem Sediment”, so die Forscher. „Sie können nur durch starke eiszeitliche Winde aus einem fernen Landstrich auf die damalige Wasseroberfläche eingeweht worden sein. Dabei brachten sie Nährstoffe mit in das Oberflächenwasser, das dort ein reichhaltiges Leben förderte.“ Nach Ansicht der Geologen ähneln die Siltschichten dem Löss, einem typischerweise nach Eiszeiten durch Verwitterung und Erosion aus dem von Eis freigelegten Untergrund herausgelösten Bodentyp.

Rund 440 Millionen Jahre altes Fossil (Eurypterid) gefunden im Soom-Schiefer nahe dem Tafelberg in Südafrika © University of Leicester

Wind wehte nährstoffreichen Staub ins Meer

Damals, im Ordovizium, muss demnach Ähnliches geschehen sein: Der Wind blies das feinkörnige Material auf das Meer und lieferte diesem so dringend benötigte Nährstoffe. Dann sanken die Körnchen langsam ab und wurden am Meeresgrund abwechselnd mit organischen Resten toter Lebewesen und Algen abgelagert. „Die tiefen Wasserschichten waren damals von verrottender, absinkender Vegetation nahezu überfüllt und wurden sauerstoffarm und lebensfeindlich – ideale Bedingungen, um die tierischen Relikte bis in die feinsten Details zu konservieren“, erklärt Gabbot. „Der kalte Wind war hier daher der Schlüssel zum Leben wie zum Tod.“

(University of Leicester, 01.12.2010 – NPO)

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