Klima

Seen der Erde werden immer wärmer

Infrarotmessungen zeigen deutliche Veränderungen in den letzten 25 Jahren

Lake Tahoe, der größte Bergsee Nordamerikas © NASA/JPL

Der Klimawandel ist auch in den großen Seen der Erde angekommen: In den letzten 25 Jahren haben sich diese Gewässer weltweit um durchschnittlich 0,8 Grad pro Jahrzehnt erwärmt. Das zeigt jetzt eine im Fachjournal „Geophysical Research Letters“ veröffentlichte erste umfassende Studie der Temperaturentwicklung an 167 großen Seen. In einigen Regionen, darunter auch Nordeuropa und Nordamerika, stiegen ihre Temperaturen sogar schneller an als die der umgebenden Luft.

Um festzustellen, ob und wie sehr sich die Erdoberfläche erwärmt, nutzen Klimaforscher normalerweise Temperaturdaten von Wetterstationen, ergänzt durch Messungen im thermischen Infrarot per Satellit. Dabei werden jedoch nur die Veränderungen der erdnahen Lufttemperatur erfasst. Um herauszufinden, wie sich die Temperatur der Binnengewässer in den letzten 25 Jahren verändert haben und ob es hier einen ähnlichen Trend zur Erwärmung gibt, haben jetzt Forscher der NASA erstmals in großem Maßstab thermische Infrarotdaten zur Oberflächentemperatur von Seen analysiert.

Infrarotdaten von Satelliten ausgewertet

Ausgewertet wurden für jedes Jahr die nächtlichen Temperaturdaten von Infrarotsatelliten der National Oceanic and Atmospheric Administration sowie der Europäischen Weltraumagentur ESA jeweils der Sommermonate, um Verfälschungen durch Eisbedeckungen auszuschließen: auf der Südhalbkugel von Januar bis März und auf der Nordhalbkugel von Juli bis September. Die 167 ausgewählten Seen und Feuchtgebiete mussten entweder eine Fläche von mindestens 500 Quadratkilometer einnehmen oder aber andere einzigartige Charakteristiken besitzen, die eine Aufnahme in die Studie rechtfertigten.

Parallelen zur Lufttemperatur

Das Ergebnis zeigte einen klaren Erwärmungstrend – weltweit. Durchschnittlich um 0,8 Grad stiegen die Temperaturen in den letzten 25 Jahren pro Jahrzehnt an, einige Seen erreichten sogar eine Erwärmungsratte von 1,8 Grad pro Dekade. Am stärksten ausgeprägt war der Anstieg dabei in den mittleren bis hohen Breiten der Nordhalbkugel. Deutlich schwächer fielen die Steigerungsraten in den Tropen und den mittleren Breiten der Südhalbkugel aus. Diese Verteilung stimmt gut mit den im Rahmen des Klimawandels erwarteten Trends überein.

„Unsere Analyse liefert eine neue unabhängige Datenquelle, um die Auswirkungen des Klimawandels über Land rund um die Erde zu ermessen“, erklärt Philipp Schneider vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena und Hauptautor der Studie.

Globale Trends der Oberflächentemperaturen von Seen 1985-2009 © NASA/JPL, Caltech

Stärkste Zunahme in Nordeuropa

Das größte und in sich einheitlichste Erwärmungsgebiet ist Nordeuropa. Hier nahm die Seentemperatur teilweise sogar stärker zu als die Lufttemperaturen im gleichen Gebiet. Nach Süden zu Richtung Südosteuropa, dem Schwarzen und Kaspischen Meer sowie nach Kasachstan hin schwächt sich der Effekt der Erwärmung ab. Im fernen Osten dagegen, in Sibirien, der Mongolei und Nordchina zeigten sich ebenfalls deutliche Anzeichen für einen Anstieg der Seentemperaturen. In Nordamerika erwärmten sich die im Südwesten der USA gelegenen Gewässer schneller als die Great Lakes Region.

„Die Ergebnisse haben große Bedeutung für die Seeökosysteme, die schon durch kleine Veränderungen der Wassertemperatur negativ betroffen sein können“, erklärt der Forscher. So können bereits geringe Temperaturänderungen Algenblüten auslösen, die einen See für Fische giftig machen können oder aber sie ermöglichen die Einwanderung invasiver Arten, die das natürliche Ökosystem des Sees verändern.

(NASA, 26.11.2010 – NPO)

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