Die globalen Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid werden im Jahr 2010 wahrscheinlich wieder Rekordwerte erreichen – und dies trotz der vergangenen Wirtschaftskrise. Das enthüllt jetzt ein in „Nature Geoscience“ veröffentlichter Status-Bericht des „Global Carbon Project“. Demnach gibt es keine Anzeichen für eine globale Verminderung der klimaschädlichen Emissionen, wenngleich immerhin der Ausstoß von CO2 durch Entwaldung in den letzten Jahren deutlich nachgelassen hat.
In jedem Jahr ermitteln Wissenschaftler verschiedener Universitäten und Forschungseinrichtungen den Status der weltweiten Emissionen von Kohlendioxid, dem Hauptverursacher des anthropogenen Treibhauseffekts und damit des aktuellen Klimawandels. Die in diesem Jahr unter Leitung von Klimaforschern der Universität von Exeter in England durchgeführte Studie ergibt auch für 2010 alles andere als Hoffnung machende Werte:
1,9 ppm Zuwachs in 2010
Wenn das Wirtschaftswachstum und die Erholung der Märkte nach der Finanzkrise weiter anhält wie bisher, könnte der globale Ausstoß von CO2 aus fossilen Brennstoffen im Jahr 2010 um mehr als drei Prozent gegenüber dem Vorjahr ansteigen. Damit würden dann erneut Werte um 1,9 ppm CO2-Zuwachs der Atmosphäre erreicht. Zum Vergleich: Der Langzeitdurchschnitt der letzten 25 Jahre lag noch bei 1,5 ppm pro Jahr, der Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2008 bereits bei 1,9 ppm – Tendenz steigend.
Einbruch durch Wirtschaftskrise schwächer als gedacht
Angesichts der Weltwirtschaftskrise, die im Jahr 2009 in nahezu allen Ländern zu Einbrüchen in Industrie und Handel führte, erwarteten Experten einen deutlichen Einschnitt auch in der Menge der ausgestoßenen Emissionen. Doch die Werte für 2009 lagen am Jahresende mit 1,6 ppm zwar 1,3 Prozent unter denen von 2008, waren damit aber weitaus weniger stark gefallen als ein Jahr zuvor erwartet und erhofft. Der Ausstoß im 2009 brachte die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre auf 387 ppm am Ende des Jahres.
Emissions-Anteil der Schwellenländer wächst weiter
Hauptursache dafür ist der steigende Anteil von Schwellenländern wie China oder Indien an den CO2-Emissionen: Während der CO2-Ausstoß in Großbritannien um rund 8,6 Prozent gegenüber den Werten von 2008 abfiel und ähnlich stark auch in den USA, Japan, Frankreich, Deutschland und den meisten anderen Industrienationen, steigen die Emissionen in China um acht Prozent und in Indien um 6,2 Prozent an. Allein 92 Prozent des CO2-Austoßes aus der Verbrennung von Kohle geht auf China zurück.
„Das Absinken der CO2-Emissionen ist weniger als halb so stark wie noch vor einem Jahr angenommen“, erklärt Pierre Friedlingstein, Professor an der Universität von Exeter und Leiter der Studie. „Außerdem verbesserte sich die Kohlenstoffintensität der Weltwirtschaft, die Menge emittierten CO2 pro Einheit des Buttoninlandsprodukts, im Jahr 2009 nur um 0,7 Prozent, das ist weit weniger als der Langzeitdurchschnitt von 1,7 Prozent pro Jahr.“ Auch hier schlagen die Schwellenländer mit ihren stark kohleabhängigen Wirtschaften besonders stark zu Buche.
Weniger CO2-Ausstoß durch Entwaldung
Immerhin auch positive Nachrichten bringt die neue Studie: Die globalen CO2-Emissionen durch Entwaldung sind in den Jahren seit 2000 gegenüber der Dekade der 1990er um mehr als 25 Prozent gesunken. Den größten Anteil daran hatten sinkende Emissionen aus Abholzung und Brandrodung tropischer Regenwälder.
„Zum ersten Mal hat die Ausdehnung der Wälder in gemäßigten Breiten die Emissionen durch Entwaldung kompensiert und sogar eine kleine Nettosenke von CO2 außerhalb der Tropen bewirkt“, erklärt Corinne Le Quéré, Professor an der Universität von East Anglia und Forscherin des British Antarctic Survey. „Wir sollten die ersten Zeichen für eine Netto-Sequestrierung des CO2 im Waldsektor außerhalb der Tropen sehen.”
(University of Exeter, 22.11.2010 – NPO)