Im Untergrund des Mars gibt es flüssiges Wasser – und dies möglicherweise noch heute. Neueste Belege dafür entdeckten Forscher in dem vom festsitzenden Mars-Rover „Spirit“ aufgewühlten Untergrund. Wie sie jetzt im „Journal of Geophysical Research“ berichten, deutet die starke Auswaschung wasserlöslicher Minerale in den oberen Schichten auf eine kürzliche und länger anhaltende Präsenz flüssigen Sickerwassers hin.
Die beiden Mars-Rover „Spirit“ und „Opportunity“ gehören zu den erfolgreichsten Marsmissionen überhaupt. Eigentlich nur bis 2004 als aktive Mission geplant, kurvten die beiden sechsrädrigen Gefährte noch Jahre später auf dem Roten Planeten herum und sammelten wichtige und teilweise sensationelle Daten. Als der NASA-Mars-Rover „Spirit“ im April 2009 jedoch durch eine Kruste einbrach und im darunterliegenden Sand steckenblieb, waren die Ingenieure und Wissenschaftler des Projekts zunächst extrem enttäuscht. In mehreren Anläufen versuchten sie, das Gefährt durch Vor- und Zurückmanövrieren frei zu bekommen, doch vergebens. Der Rover saß fest.
Doch möglicherweise hat sich genau dies nun als große Chance entpuppt. Denn Wissenschaftler der NASA haben nun die Gelegenheit genutzt, sich den von den Fahrversuchen des Rovers aufgewühlten Untergrund mit Hilfe der Instrumente im Rover-Arm genauer anzusehen. Dabei entdeckten sie Überraschendes:
Sickerwasser wäscht lösliche Minerale aus
Die Zusammensetzung der oberflächennahen Schichten deuten darauf hin, dass hier erst vor kurzem flüssiges Wasser präsent gewesen sein muss. Denn nur dieses könne erklären, so die Forscher, warum lösliche Verbindungen wie Ferrosulfate so weit nach unten ausgewaschen worden sind, während nichtlösliche Minerale wie Hämatit, Silikat oder Gips nahe der Oberfläche geblieben sind. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnten diese Auswaschungen durch Sickerwasser verursacht worden sein, das von tauendem Schnee oder Frost stammt.
Schmelzwasser zyklisch präsent?
Da die Oberfläche an dieser Stelle vor dem Einbrechen des Rovers noch unberührt war, muss dieses Sickerwasser vor sehr kurzer Zeit noch präsent gewesen sein. Sonst hätten Staubstürme und Wind diesen Bereich bereits abgetragen und damit alle Spuren der Auswaschung beseitigt. Möglicherweise tritt flüssiges Wasser in dieser Form immer dann auf, wenn sich das Marsklima durch Veränderung der Rotationsachse des Planeten verändert. Die Neigung der Achse variiert beim Mars in zeitlichen Größenordnungen von nur hunderten bis tausenden von Jahren.
Demnach könnte innerhalb dieser Zyklen sowohl langanhaltend als auch regelmäßig flüssiges Wasser auf dem Roten Planeten präsent sein. Die neuen Funde von „Spirit“ tragen zu einer immer weiter anwachsenden Menge von Indizien bei, die darauf hindeuten, dass es auf dem Mars noch immer zeitweise kleinere Mengen flüssigen Wassers geben könnte.
Rover „Spirit“ noch im Winterschlaf
Im Moment liegt der Rover „Spirit“ in einer Art Winterschlaf. Da er durch sein Festsitzen seine Solarsegel nicht mehr aktiv auf die tiefstehende Sonne richten kann, wurde er bis zum marsianischen Frühjahr, das nächsten Monat beginnt, zum Stromsparen abgeschaltet. Die NASA-Ingenieure hoffen jedoch, dass er bei stärker werdender Sonneneinstrahlung genügend Energie tanken kann um wieder aufzuwachen. Für diesen Fall sind bereits weitere Untersuchungen geplant. Sein Zwilling, der baugleiche Rover „Opportunity“, bewegt sich zurzeit auf den Krater Endeavor zu, den er als nächstes erkunden soll.
(NASA / JPL, 04.11.2010 – NPO)