Ökologie

Neue Weltkarte der Artenvielfalt

Wissenschaftler stecken Grenzen von Bioregionen neu ab

Bioregionen für Säugetierarten © Uni Göttingen

Wie sind Tier- und Pflanzenarten auf der Erde verteilt? Seit 150 Jahren werden die Grenzen zwischen so genannten Bioregionen, die die Muster biologischer Vielfalt auf Kontinenten und global beschreiben kontrovers diskutiert. Wissenschaftlern ist es nun gelungen, ein neues Verfahren zu entwickeln, mit der sie eine aktuelle Weltkarte der Artenvielfalt von Säugetieren erstellt haben. Diese weicht von früheren klassischen Einteilungen ab.

Die Forscher Professor Holger Kreft von der Universität Göttingen und Professor Walter Jetz von der Yale University haben ihren Computer mit Daten über die Verteilung von fast 5.000 Säugetierarten auf der Erde gefüttert.

Sechs globale Regionen

In einer mehrstufigen Analyse stießen sie einerseits auf Ähnlichkeiten mit klassischen Einteilungen, definierten aber andererseits Regionen biogeografisch neu: Die Ergebnisse bestätigen den Wissenschaftlern zufolge die Einteilung in die sechs globalen Regionen Paläarktis und Nearktis auf der Nordhalbkugel sowie Afrika, Orientalis, Neotropis und Australien. Diese Einteilung geht zurück auf Alfred Russel Wallace, einem der Gründerväter der Biogeografie.

„Allerdings ordnen wir zum Beispiel Madagaskar wegen seiner einzigartigen Säugerfauna anders zu. Auch die klassische Wallace-Linie, die die Region Orientalis vom Australischen Reich trennt, verläuft nach unseren Berechnungen viel weiter östlich“, so Kreft in der Fachzeitschrift „Journal of Biogeography“.

60 Unterregionen gebildet

Bislang basierten die Grenzziehungen vor allem auf dem Wissen und der subjektiven Einschätzung des jeweiligen Biogeografen. „Auf die Frage, wo die Grenze verläuft zwischen Afrikanische Tropen und der Paläarktis, der unsere Tierwelt angehört, gibt es wahrscheinlich mehr als 20 verschiedene Antworten“, so der Göttinger Wissenschaftler. Im Vergleich zu älteren Studien ermöglicht es die neue computerbasierte Analyse, viel stärker ins Detail zu gehen. Die beiden Forscher konnten so bis zu 60 Unterregionen bilden.

Biogeografie auf quantitative Basis gestellt

Dies ist zum Beispiel bei der Planung von Naturschutzprojekten nützlich, mit denen alle Arten und Lebensgemeinschaften eines Kontinents geschützt werden sollen. „In unserem Verfahren sehen wir einen wichtigen Schritt, um die Biogeografie auf eine quantitative Basis zu stellen und die bislang strittigen Fragen zu beantworten“, so Kreft.

Das neue Verfahren der beiden Wissenschaftler basiert auf einer Clusteranalyse von digitalen Daten, die weltweit verfügbar sind. Zunächst legten sie ein Raster von 11.000 gleichgroßen Feldern über die Weltkarte und ordneten diesen Feldern die Daten zur Verbreitung von Arten zu. So entstand für jedes Feld eine eigene Artenliste. Anschließend verglichen die Forscher 55 Millionen Felderpaare miteinander und fassten Felder mit ähnlichen Artenlisten zu Regionen zusammen.

(idw – Universität Göttingen, 18.10.2010 – DLO)

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