Biologie

Buntbarsch-Männchen „züchten“ großflossige Weibchen

Erster Beleg für Einfluss der Partnerwahl auch auf Aussehen von Weibchen

Buntbarsch-Weibchen (vorne) haben im Laufe der Evolution große Bauchflossen entwickelt © Universität Bonn

Dass die sexuelle Selektion durch die Partnerwahl das Aussehen von Männchen im Tierreich entscheidend beeinflusst, ist nichts Neues. Wohl aber, dass dieser Effekt auch umgekehrt funktioniert: Buntbarschweibchen entwickeln immer größere Bauchflossen, weil sie dies für die Männchen ihrer Spezies attraktiv macht. Das berichten jetzt Forscher in der Zeitschrift „BMC Evolutionary Biology“.

Charles Darwin dachte noch, dass nur die Weibchen im Tierreich wählerisch seien. Die Männchen nähmen dagegen jede, die sie kriegen könnten. Dass das nicht immer stimmt, ist erst seit Ende der 1980er Jahre bekannt. Damals zeigte sich in Experimenten, dass zumindest bei manchen Tierarten auch die Männchen bei der Partnerwahl genau hinsehen. Dass sich die Wahl auf das Aussehen der Partner auswirkt, ahnte ebenfalls schon Darwin. So hat beispielsweise der Pfau im Laufe der Evolution ein prachtvolles Federkleid entwickelt, um damit den Weibchen zu imponieren.

Partnerwahl beeinflusst auch Weibchen

Jetzt entdeckten Biologen der Universität Bonn am Beispiel der Buntbarschart Pelvicachromis taeniatus, dass auch die Damen ihr Aussehen verändern, um den Herren zu gefallen. Es ist bislang der erste empirische Beleg für diesen Zusammenhang. Für ihre Studie röntgen die Forscher 73 Buntbarsch-Weibchen und ermittelten anhand der Knochenstrahlen die Größe der Flossen. Mit einem interessanten Ergebnis: „Die Bauchflosse wird im Vergleich zu anderen Flossen besonders groß“, erklärt Sebastian Baldauf, Forscher am Institut für Evolutionsbiologie und Ökologie der Universität Bonn.

Doch warum ist das so? Die Bauchflosse ist bei Buntbarsch-Weibchen auffällig bunt. Während der Balz stellen die Weibchen sie auf und wedeln sie vor den Männchen hin und her. Daher vermuteten die Forscher, dass die Flosse bei der Partnerwahl eine Rolle spielt und durch diese beeinflusst wird.

Auf die Größe kommt es an

Um diese These zu überprüfen, führten die Forscher einen Partnerwahlversuch mittels Computeranimation durch. Aquarien mit je einem Männchen wurden zwischen zwei Computermonitore gestellt. Auf dem einen Bildschirm schwamm ein virtuelles Weibchen mit einer kleinen Bauchflosse hin und her, auf dem anderen genau dasselbe Weibchen mit einer großen Flosse.

Die Männchen entschieden sich in den Experimenten stets für die Partnerin mit der größeren Bauchflosse.

Weibchen mit großen Bauchflossen haben es demnach tendenziell leichter, einen Sexualpartner zu finden und mit ihm Nachwuchs zu bekommen. Im Laufe der Evolution sollten sich die Flossen daher immer weiter vergrößern. Doch irgendwann ist Schluss: „Zu große Flossen behindern die Fische beim Schwimmen und erschweren beispielsweise die Flucht vor Feinden“, so Baldauf. Die Flosse kann daher in der Natur keine übertrieben großen Ausmaße annehmen, wie es häufiger bei Fischzuchten anzutreffen ist.

Große Flosse als Zeichen von Fitness

Nur aus purer Eitelkeit suchen sich die männlichen Buntbarsche natürlich nicht die Partnerin mit den größten Flossen aus. Die Bonner Biologen konnten zeigen, dass eine große Bauchflosse bei Weibchen eine gute Fitness der Trägerin signalisiert. Dadurch steigen die Überlebenschancen der von ihr geborenen Jungbarsche: „Weibchen mit guter Kondition können intensive Brutpflege betreiben“, führt der Forscher aus. „Außerdem besteht nicht die Gefahr, dass sie aus Mangel an Nahrung die eigene Brut auffressen.“

(Universität Bonn, 12.10.2010 – NPO)

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