Ökologie

Dramatische Korallenbleiche in Indonesien

Anormal warmes Meerwasser lässt bis zu 80 Prozent der Korallen sterben

Korallen © IMSI Master Clips

Eine der schlimmsten jemals beobachteten Korallenbleiche spielt sich zurzeit vor den Küsten Indonesiens und Thailands ab. In den Riffen der Andamansee sind bis zu 80 Prozent der Korallen tot. Ursache für dieses erschreckend schnelle und ausgedehnte Sterben ist eine ungewöhnlich starke Erwärmung dieses Meeresgebiets seit Mai 2010.

Korallen leben in enger Symbiose mit photosynthetischen Algen zusammen. Wenn diese jedoch zu hohen Temperaturen oder zu viel UV-Licht ausgesetzt werden, erzeugen sie Giftstoffe, die die Korallen dazu bringen, die Algen abzustoßen. Die Korallen verlieren dadurch ihre Farbe, sie „erbleichen“. Verbessern sich die Bedingungen, können die Korallen ihre Algen aus dem umgebenden Meerwasser wieder aufnehmen. Doch geschieht dies nicht, sterben die Korallen. In den letzten Jahren sind immer mehr Riffe in den Tropen durch Korallenbleiche zugrunde gegangen, verantwortlich sind dafür unter anderem die steigenden Meerestemperaturen.

Bis zu 80 Prozent der Korallen tot

Jetzt hat ein internationales Forscherteam im Auftrag der Wildlife Conservation Society (WCS) Hinweise auf eine der schnellsten und schwerwiegendsten Korallenbleichen gefunden, die jemals beobachtet worden sind. Die Wissenschaftler der australischen James Cook Universität sowie der Syiah Kuala Universität in Indonesien kartierten Korallenriffe in einem Gebiet nördlich von Sumatra in der Andamansee.

Bei einer ersten Untersuchung im Mai 2010 stellten sie eine Bleiche von rund 60 Prozent der Korallen fest. Jetzt, nach einer zweiten Kartierung im August 2010, stellte sich heraus, dass mittlerweile bis zu 80 Prozent einiger Korallenarten bereits tot sind, weitere Kolonien stehen kurz davor und werden vermutlich noch innerhalb der nächsten Monate zugrunde gehen.

Meerwasser vier Grad zu warm

Ursache für dieses Ereignis ist nach Ansicht der Forscher eine ungewöhnlich starke Erwärmung des Meerwassers in der Andamansee in diesem Jahr. Nach Angaben der National Oceanic and Atmospheric Administration erreichten die Meerestemperaturen vor den Küsten Thailands, den Andamanen und den Nicobaren im Mai 2010 34 Grad Celsius – und damit vier Grad mehr als der langjährige Durchschnitt für diese Meeresregion.

„Wenn auch in anderen Stellen der Andamansee ähnliche Mortalitätsraten vorliegen, wäre dies die schlimmste Bleiche, die jemals in dieser Region beobachtet worden ist“, erklärt Korallenforscher Andrew Baird von der James Cook Universität. „Die Zerstörung dieser strömungsaufwärts liegenden Riffe bedeutet, dass die Erholung der Korallen weitaus länger dauert als zuvor.“ Tatsächlich wurden inzwischen bereits ähnliche Massenbleichen auch aus Sri Lanka, Thailand, Malaysia und vielen Bereichen Indonesiens gemeldet.

Rückschlag nach 2004

Besonders bitter ist dies auch deshalb, weil sich viele Korallenriffe vor der Küste von Banda Aceh nach dem Tsunami von 2004 besonders gut erholt hatten und teilweise sogar besser gediehen als vor dem Tsunami. Strengere Auflagen nach dem Wiederaufbau der Fischerei in dieser Region ermöglichten dies. Jetzt jedoch ist dieser Fortschritt zunichte gemacht, ein Großteil der Riffe ist der Bleiche zum Opfer gefallen.

„Dies ist eine Tragödie nicht nur für eines der artenreichsten Korallenriffgebiete der Erde, sondern auch für die Menschen in dieser Region, von denen viele sehr arm sind und die für Nahrung und Lebensunterhalt von diesen Riffen abhängen“, erklärt Caleb McClennen, Leiter des Meeresforschungsprogramms der WCS. „Sofortiges und intensives Handeln ist nötig, um diesen Riffen und dem gesamten Ökosystem zu helfen. Leider können jedoch lokale Maßnahmen die Korallenriffe nicht vor den steigenden Meerestemperaturen schützen, die der Klimawandel mit sich bringt. Dies ist daher eine traurige Mahnung, dass internationale Anstrengungen zur Begrenzung des Klimawandels gemacht werden müssen, wenn diese sensiblen Ökosysteme und die von ihnen abhängenden menschlichen Gesellschaften weltweit erhalten bleiben sollen.“

(Wildlife Conservation Society, 23.08.2010 – NPO)

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