In Südaustralien haben Forscher Relikte von urzeitlichen Meeresschwämmen entdeckt, die sich als mit die ältesten bekannten Fossilien mehrzelliger Tiere entpuppten. Die 650 Millionen Jahre alten Versteinerungen stammen aus der Ära vor der „kambrischen Explosion“ und damit vor dem großen Entwicklungsschub der Artenvielfalt mehrzelliger Tiere. Die Studie ist jetzt in „Nature Geoscience“ erschienen.
Schwämme gelten als eine der ältesten mehrzelligen Lebensformen der Erde. Sie besitzen noch keine Organe und bestehen in ihrer frühesten Form aus einem Verband unterschiedlich spezialisierter Zellen. Erhalten blieben primitive Schwämme vor allem in Form von Kalkskeletten der Stromatoporen, eines ab dem frühen Ordovizium vor rund 488 Millionen Jahren häufigen Riffbildners. Jetzt haben Forscher der Universität von Princeton in einer Kalksteinformation in Südaustralien Hinweise darauf entdeckt, dass solche frühen Schwämme noch älter sein könnten als bisher angenommen.
Adam Maloof und seine Kollegen stießen bei der Präparation des 640 bis 650 Millionen Jahre alten Gesteins auf Spuren kleiner, unregelmäßig geformter Fossilienabdrücke. Mit Hilfe von modernster Bildtechnik und Computersoftware gelang es ihnen, dreidimensionale Abbilder dieser Fossilien zu rekonstruieren. Sie enthüllten eine Reihe von vernetzten, weniger als einen Millimeter dicken Kanälen, die sich durch die rund einen halben Zentimeter großen Zellverbände hindurchzogen.
Nach Ansicht der Wissenschaftler deuten Form und Anordnung der Strukturen darauf hin, dass es sich hier um einfache, Schwammartige Tiere handelt. Damit hätte diese Tiergruppe bereits Millionen Jahre früher existiert, als bisher angenommen. In einem begleitenden „New & Views“-Artikel kommentiert Marc Laflamme, Geologe an der Yale Universität: „In der Suche nach den ältesten Schwämmen erweisen sich neue paläontologische Technologien und Studien der funktionellen Morphologie, wie die von Maloof und seinen Kollegen, als immer wichtiger für die Erforschung der Wurzeln der frühen Evolution der Tiere.“
(Nature, 18.08.2010 – NPO)