Astronomie

560-Meter-Asteroid: möglicher Einschlag 2182

Modell berechnet Risiko des Einschlags auf 1:1.000

Asteroideneinschlag © NASA

Der Asteroid (101955) 1999 RQ36 könnte mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1.000 im Jahr 2182 die Erde treffen. Das zeigen neueste Auswertungen eines internationalen Astronomenteams. Die Flugbahn des rund 560 Meter großen Gesteinsbrockens ist zwar momentan für die Erde ungefährlich, doch der Strahlungsdruck der Sonne könnte ihn zukünftig Richtung Erde lenken. Bestätigt sich dies, müssten Abwehrmaßnahmen noch vor dem Jahr 2080 erfolgen.

Entdeckt wurde der Asteroid (101955) 1999 RQ36 bereits im Jahr 1999. Er gehört seither zur Gruppe der potenziell gefährlichen Asteroiden („Potentially Hazardous Asteroids”, PHA), deren Orbits so nahe an der Erde vorüber führen, dass ein Treffer und Schäden nicht ausgeschlossen werden können. Zwar ist die Flugbahn des 560 Meter großen Gesteinsbrockens durch 290 optische Beobachtungen und 13 Radarmessungen zumindest bis 2060 recht gut berechenbar und gilt in diesem Zeitbereich als ungefährlich, doch die Berechnungen können auf längere Zeit den Einfluss äußerer Faktoren nur schwer einbeziehen.

Strahlungsdruck der Sonne verändert Flugbahn

Zu diesen Faktoren gehört auch der so genannte Jarkowski-Effekt, der bereits um 1900 von einem polnischen Ingenieur gleichen Namens beschrieben wurde. Nach diesem führt der Strahlungsdruck des Sonnenlichts im Laufe der Zeit zu leichten Veränderungen der Flugbahn rotierender kleinerer Objekte. Dabei werden Asteroiden, die sich in Flugrichtung um ihre Achse drehen, leicht nach außen ablenkt, in Gegenrichtung drehende dagegen nach innen.

Ein internationales Astronomenteam unter Beteiligung von Forschern der Universität von Valladolid in Spanien, der Universität von Pisa und des INAF-IASF-Verbunds in Italien sowie des Jet Propulsion Laboratory der NASA in den USA hat nun die Flugbahn von Asteroid (101955) 1999 RQ36 unter Berücksichtigung des Jarkowski-Efekts bis zum Jahr 2200 neu kalkuliert. Mit Hilfe zweier mathematischer Modelle berechneten sie dabei insbesondere das Einschlagsrisiko für die Erde.

Einschlagswahrscheinlichkeit bei 0,00092

Das Ergebnis: Bis 2060 sind Abweichungen von der bereits zuvor kalkulierten Flugbahn minimal und damit vernachlässigbar. Zwischen 2060 und 2080 steigt die Einschlagswahrscheinlichkeit um vier Größenordnungen an, da sich der Asteroid dann in Erdnähe passieren wird. Das größte Trefferrisiko ermittelten die Forscher aber für das Jahr 2182. „Die Einschlagswahrscheinlichkeit für Asteroid (101955) 1999 RQ36 kann insgesamt auf 0,00092 kalkuliert werden – das entspricht etwa einer 1.000:1 Chance“, erklärt María Eugenia Sansaturio von der Universität von Valladolid. „Aber am überraschendsten ist daran, dass mehr als die Hälfte dieser Wahrscheinlichkeit sich auf das Jahr 2182 konzentriert.“

Abwehrmaßnahmen vor 2080

Mit einer Größe von 560 Metern würde ein Einschlag dieses Asteroiden auf der Erde schwere Folgen nach sich ziehen. Doch genau deshalb sehen die Wissenschaftler in ihren Berechnungen auch eine wichtige Chance. „Wenn dieses Objekt erst nach 2080 entdeckt worden wäre, würde eine Ablenkung oder Abwehr Technologien erfordern, die zurzeit noch nicht verfügbar sind“, so Sansaturio.

Dank der gezielten Suche nach potenziellen Einschlagskandidaten und der komplexen Vorhersagemodelle jedoch bietet sich bereits viel früher eine realistische Chance der Abwehr, sollte sich die Prognose erhärten. „Die Konsequenz dieser komplexen Dynamik ist nicht nur die Wahrscheinlichkeit eines relativ großen Einschlags, sonder auch die Erkenntnis, dass eine realistische Abwehr nur vor 2080 und am einfachsten vor 2060 erfolgen kann, so die Forscherin.

(Plataforma SINC, 28.07.2010 – NPO)

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