Umwelt

Ölpest: Sturm stoppt Arbeiten

Bohrplattform geräumt, Entlastungsbohrungen verzögern sich

Wellen treiben das Öl über die Barrieren © US Coast Guard

Noch bleibt die Kappe auf dem Ölleck im Golf von Mexiko zu. Doch an der Wasseroberfläche droht Sturm. Ein tropisches Tiefdrucksystem bewegt sich auf Florida zu und wird fast genau über der Deepwater Horizon-Unglücksstelle vorüberziehen. Wegen Wind und Wellen müssen die Ölbergungsarbeiten pausieren, die schwimmenden Bohrplattformen werden geräumt. Als Folge könnten sich die Entlastungsbohrungen um mehrere Wochen verschieben.

Bisher hätten die Wetterbedingungen im Golf von Mexiko kaum günstiger sein können: Größere Stürme blieben aus, meist wehte der Wind aus Südosten und sorgte dafür, dass der Ölteppich sich nicht stärker verteilte. Zudem wirkten die mit rund 25 Kilometern pro Stunde wehenden Winde dem mit nur rund fünf Kilometern pro Stunde fließenden Loop Current entgegen und verhinderten so eine Ausbreitung des Öls mit diesem Strömungssystem, das warmes Meerwasser aus dem karibischen Meer durch die Meerenge südlich von Florida bis in den Atlantik transportiert.

Sturmtief stoppt Arbeiten

Doch die bisher bei allem Schaden noch günstigen Wetterbedingungen werden sich jetzt ändern. Denn das tropische Tief „Drei“ naht von Südosten heran. Es wird an Kuba vorbei über die Bahamas bis über das südliche Florida und Louisiana ziehen und bringt vor allem im Bereich des Ölteppichs in Böen stürmische Winde mit, die stärkere Wellen auslösen. In Louisiana wurde bereits der Notstand ausgerufen. Wind und Wellen drücken nicht nur das Öl weiter in die Küsten und Feuchtgebiete hinein, sondern könnten es auch über die schwimmenden Barrieren hinweg schwappen lassen. Die starken Winde zerteilen zudem den Ölteppich weiter in kleinere, schwerer zu bergende und einzufangende Stücke.

Sturmtief "Three" im Anmarsch. Satellitenbild vom 22. Juli 2010 © NOAA/ OSEI

Die Ölbergungsarbeiten von Schiffen aus müssen zeitweilig pausieren, alle Schiffe wurden in die Häfen zurückbeordert. Auch die Arbeiten auf den schwimmenden Bohrplattformen sind ausgesetzt, die Plattformen wurden bereits teilweise von der Bohrstelle weggeschleppt. Als Folge könnten sich die Entlastungsbohrungen an der Deepwater Horizon Unglücksstelle verzögern, möglicherweise um mehrere Wochen, wie BP ankündigte.

Strömungswirbel als Verteiler

Offen ist zudem, ob der Sturm die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das Öl in den Loop-Current hineingezogen wird. Bereits in den letzten Wochen hatten Simulationen gezeigt, dass sich das Öl, gelangt es einmal diese Strömung hinein, schnell entlang der US-Ostküste ausbreiten könnte und mit dem Golfstrom sogar in Richtung Europa gelangen könnte. Meteorologen des amerikanischen Wetterdienstes AccuWeather hatten erst vor einigen Tagen berichtet, dass sie es angesichts der vorherrschenden Windrichtungen für unwahrscheinlich halten, dass sich in den nächsten Wochen tatsächlich größere Mengen Öls über den Loop-Current an die Ostküste der USA ausbreiten. Doch was durch den Sturm geschieht, ist nun unklar.

Die Wissenschaftler schließen allerdings nicht aus, dass kleinere, vom Hauptstrom ausgehende Strömungswirbel Öl und Teerklumpen mit sich reißen und sie weiter verbreiten. Bisher allerdings sind solche „Eddies“ eher schwach ausgeprägt und transportieren das Öl nur über kleinere Strecken. Sie räumen aber auch ein, dass ein Ölteppich dieser Größe in amerikanischen Gewässern zuvor niemals beobachtet und untersucht worden ist, und daher nur wenig Erfahrungswerte existieren.

Mehr zum Thema Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, Dossier „Der große Blow-Out“

(AccuWeather, NOAA, 23.07.2010 – NPO)

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