Neue Anlagen zur Stromerzeugung in der EU nutzen immer mehr erneuerbare Energien. Zwischen 2008 und 2009 ist der Anteil erneuerbarer Energien an neu installierten Stromerzeugungskapazitäten EU-weit auf 62 Prozent gestiegen. Die Windenergie stellte dabei den Löwenanteil. Die ist das Ergebnis eines Berichts der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission.
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Auf den Gesamtenergieverbrauch – 3.042 Terawattstunden (TWh) – bezogen, erreichte der Anteil der erneuerbaren Energiequellen 2009 in der EU laut dem Report ungefähr 19,9 Prozent oder 608 TWh. Der größte Teil entfiel dabei auf Wasserkraft (11,6 Prozent), gefolgt von Windkraft (4,2 Prozent), Biomasse (3,5 Prozent) und Solarenergie (0,4 Prozent).
27,5 Gigawatt neu installiert
Die neu installierten Kapazitäten an erneuerbaren Energien von 27,5 Gigawatt (GW) verteilten sich zu 35 Prozent auf Windenergie, zu 21 Prozent auf Photovoltaikanlagen, zu 2,1 Prozent auf Biomasse, zu 1,4 Prozent auf Wasserkraftwerke und zu 0,4 Prozent auf konzentrierte Solarenergie. Der Rest entfiel auf Erdgaskraftwerke, Kohlekraftwerke, Öl, Abfallverbrennungsanlagen und Kernenergie.
Wenn die aktuellen Wachstumsraten beibehalten werden, könnten laut dem Bericht im Jahre 2020 bis zu 1.400 TWh Strom aus erneuerbaren Ressourcen bezogen werden. Damit würde, in Abhängigkeit vom Erfolg der Strategien zur Stärkung der Energieeffizienz, weit mehr als ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs in der EU gedeckt und ein maßgeblicher Beitrag zur Erreichung des 20 Prozent-Ziels für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien geleistet werden.
Noch viele Probleme zu lösen
Bis dahin gilt es nach Angaben der EU-Kommission jedoch noch einige Probleme zu lösen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Gewährleistung eines gerechten Netzzugangs, eine umfassende staatliche Förderung der Forschung und Entwicklung (FuE) und die Anpassung der aktuellen Elektrizitätssysteme an die Aufnahme von Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Weiterhin wird in dem Bericht betont, dass Kostensenkungen und eine beschleunigte Umsetzung vom Produktionsvolumen, nicht vom Faktor Zeit abhängig sind.
Zusammenfassung des JRC-Berichts 2010
Windenergie: mit einem Anteil von mehr als 74 Gigawatt (GW) an den 2009 neu installierten Erzeugungskapazitäten hat die Windenergie das im Weißbuch von 2010 vorgegebene Ziel von 40 GW bereits um 80 Prozent übertroffen. Die europäische Windenergievereinigung strebt nun bis 2020 die Aufstockung des Beitrags zur neu installierten Stromerzeugungskapazität auf 230 GW (davon 40 GW durch Offshore-Anlagen) an und würde damit 20 Prozent des EU-Bedarfs decken.
Biomasse: wenn sich das Wachstum fortsetzt, könnte die Stromerzeugung aus Biomasse von 2008 bis 2010 fast verdoppelt werden (von 108 TWh auf 200 TWh). Dies ist jedoch davon abhängig, wie viel Biomasse für konkurrierende Energieverbraucher wie Heizanlagen oder Kraftfahrzeuge bereitgestellt und so die Entwicklung der Bioelektrizität gehemmt wird. Vor allem ihre Lagerfähigkeit macht die Biomasse zu einem wichtigen Energielieferanten.
Konzentrierte Solarenergie: die konzentrierte Solarenergie stellt mit 0,430 GW im Mai 2010 und einem Anteil von 0,5 Prozent an der Gesamtkapazität noch immer einen eher kleinen Bereich dar, der jedoch ständig wächst. Bis 2020 könnten schätzungsweise 30 GW erzeugt werden, wenn die Initiative der Europäischen Solarstromindustrie ESII umgesetzt wird. Die meisten Solarstromanlagen werden derzeit in Spanien installiert.
Photovoltaikanlagen: seit 2003 hat sich die installierte Erzeugungskapazität jährlich verdoppelt und erreichte 2009 16 GW, d.h. zwei Prozent der Gesamtkapazität. Dieses Wachstum wird sich fortsetzen, da 2010 Anlagen mit einer Kapazität von bis zu zehn GW geplant sind. Damit hat auch die Energieerzeugung aus Photovoltaikanlagen die von der EU in ihrem Weißbuch festgelegten Ziele übertroffen.
Andere Energiequellen: Erdwärme-, Gezeiten- und Wellenkraftwerke befinden sich noch im Entwicklungsstadium und wurden daher nicht im Bericht der JRC berücksichtigt. Sie dürften sich jedoch mit Sicherheit im nächsten Jahrzehnt auf dem Markt etablieren. Bei den Wasserkraftwerken werden keine größeren Zuwächse erwartet, da alle verfügbaren Ressourcen bereits genutzt werden. Jedoch wird die Pumpspeicherung eine immer größere Rolle für andere erneuerbare Energiequellen spielen.
(EU-Kommission, 07.07.2010 – DLO)