Noch ist die Ölverseuchung durch das Deepwater Horizon Unglück auf den Golf von Mexiko begrenzt. Doch das wird sich schon in ein paar Monaten ändern. Eine Langzeitsimulation basierend auf aktuellen Ozeanzirkulationsmodellen zeigt, dass Strömungen das Öl bis Oktober an die Ostküste der USA tragen und danach in den Atlantik hinaus Richtung Europa.
Knapp sechs Millionen Liter Erdöl sprudeln täglich an der Unglücksstelle der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko ins Meer. Zwar sollen im August Entlastungsbohrungen den Strom eingrenzen, aber ob und wie stark diese Maßnahmen den Ölaustritt tatsächlich bremsen oder gar stoppen können, ist nach wie vor unklar. Währenddessen breitet sich der Ölteppich unerbittlich weiter aus.
Partikelausbreitung im Ozeanzirkulations-Modell
In einer Reihe von Simulationen haben nun Wissenschaftler der School of Ocean and Earth Science and Technology (SOEST) an der Universität von Hawaii untersucht, wie sich das austretende Öl bis April 2011 ausbreiten wird. In ihrem Modell nutzten sie acht Millionen virtuelle schwimmende Partikel, um die Ölmassen nachzustellen. Eine Konzentration von rund zehn Partikeln pro Rasterfläche entspricht in etwa einer Ölkonzentration von zwei Kubikmetern pro Quadratkilometer.
„Die Wege der Partikel wurden für acht typische Jahre des gängigen Modells der Ozeanzirkulation über 360 Tage hinweg von Beginn des Ölunfalls ab kalkuliert“, erklärt Fabian Schloesser, der die Simulationen gemeinsam mit seinem Kollegen Axel Timmermann und Oliver Elison Timm vom International Pacific Research Center der Universität von Hawaii durchführte. „Von diesen acht typischen Jahren wählten wir fünf aus, deren Daten am besten mit der bisher beobachteten Ausbreitung des Öls übereinstimmten und erstellten daraus eine Animation.“
Im Oktober die Ostküste…
Diese Animation (hier auf Youtube) zeigt, dass sich das Öl zunächst im Golf von Mexiko ausbreitet, dann aber mit der Loop-Strömung die Meerenge vor Florida passiert. Schon im Oktober 2010 könnten auch die Küsten von Nordflorida, Georgia und South und North Carolina die Auswirkungen des Ölunfalls zu spüren bekommen. Wenn im Oktober und November die Nordostwinde stärker werden, wie normalerweise um diese Jahreszeit üblich, dann schwemmen sie die Öllache im Atlantik noch näher an die Ostküste der USA heran. Vom Westen Floridas dagegen zieht sich das Öl zu diesem Zeitpunkt schon wieder zurück.
Nach einem Jahr Kurs auf Europa
„Nach einem Jahr sind rund 20 Prozent der ursprünglich am Deepwater Horizon Bohrloch freigesetzten Partikel durch die Meerenge von Florida gewandert und haben den offenen Atlantik erreicht“, erklärt Timmermann. Der Golfstrom und der Hauptast des subtropischen Strömungswirbels im Nordatlantik werden höchstwahrscheinlich einen Großteil des Öls in Richtung Europa transportieren – wenn auch sehr stark verdünnt.
Die Wissenschaftler erklären, dass ihr Modell nur die Ausbreitungswege und Geschwindigkeiten zeigt, nicht aber chemisch-biologische Effekte wie den Abbau durch Mikroben, die Bildung von Teer oder Ähnliches. Daher könnten die berechneten Oberflächenkonzentrationen in ihrem Modell höher ausgefallen sein als später die tatsächliche Ölmenge. Die Animation, so betonen sie, sei keine detaillierte Prognose, sondern eher ein Szenario, dass Schutz- und Vorbeugungsmaßnahmen erleichtern soll.
Link
Animation zur Ausbreitung des Öls
(University of Hawaii at Manoa, 07.07.2010 – NPO)