Biologie

Lebenserwartung erreicht Rekordhöhen

Neugeborene Mädchen werden heute schon durchschnittlich 92,7 Jahre alt

Wir werden älter als je zuvor: Heute in Deutschland geborene Mädchen haben eine Lebenserwartung von 92,7 Jahren, Jungen von immerhin noch 87,6 Jahren. Noch vor drei Jahren lag das durchschnittliche Sterbalter rund zehn Jahre niedriger. Das zeigen neue Berechnungen eines Kölner Demografen. Und auch die Zahl der Hundertjährigen wird seiner Prognose nach steigen.

{1l}

Ende des 19. Jahrhunderts lag die Lebenserwartung bei uns in Deutschland bei gerade einmal 35 bis 38 Jahren – einem Alter, in dem heute viele Menschen erst beginnen, eine Familie zu gründen. 2007 sah die Situation schon duetlich anders aus: Frauen wurden im Durchschnitt 82 Jahre alt, Männer 76. Doch seither hat sich erneut ein Sprung ereignet, so meint jedenfalls der Demograf und Wirtschaftswissenschaftler Eckart Bomsdorf von der Universität Köln. Seine Modellrechnungen zeigen, dass die Lebenserwartung in Deutschland neue Rekordhöhen erreicht hat und zukünftig noch erreichen wird. Demnach liegt die Lebenserwartung bei in diesem Jahr geborenen Mädchen schon bei 92,7 Jahren, bei Jungen bei 87,6 Jahren – das sind fast zehn Jahre mehr als noch 2007.

Mehr als 100.000 Hundertjährige

Damit nicht genug, hat auch ein großer Teil der 2010 Geborenen die reelle Chance, einmal zum „Club der Hundertjährigen“ zu gehören. 25 Prozent von ihnen könnten das Alter von 100 Jahren bei den Mädchen und 97 Jahren bei den Jungen erreichen. Zum Vergleich: Heute gibt es schätzungsweise rund 10.000 Hundertjährige in Deutschland. Die Berechnungen zeigen, dass auch die jetzige Generation der „Best Ager“ vermutlich sehr alt wird. Mehr als 100.000 der heute 50-Jährigen könnte das Alter von 100 Jahren erreichen. Damit würde sich die Anzahl der Hundertjährigen in fünfzig Jahren gegenüber heute nahezu verzwanzigfachen – und das bei sinkender Bevölkerungszahl. „Das sind Werte, die Gesellschaft und Politik mehr als nachdenklich stimmen sollten“, so Bomsdorf.

Bevölkerung wird umgeschichtet

Denn steigende Lebenserwartungen sind zwar positiv für die Einzelnen, führen aber auch zu einer Umschichtung der Bevölkerungspyramide und damit auch zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen. Längeres Leben gebe es nicht umsonst, beschreibt es Bomsdorf. „Eine höhere Lebenserwartung führt zu längeren Rentenlaufzeiten, der in erster Linie durch eine Erhöhung und insbesondere auch Flexibilisierung des gesetzlichen Renteneintrittsalters – langfristig sogar über das Alter von 67 hinaus – begegnet werden kann“, so der Demograf.

Wegen des Rückgangs der Bevölkerung könnte zudem der Anteil der Pflegebedürftigen an der Bevölkerung noch deutlicher zunehmen: von heute 2,6 Prozent auf über sechs Prozent in 2050. „Diese Zahlen verdeutlichen, dass die höhere Lebenserwartung zu einer großen Belastung der Sozialsysteme führen wird, deren Höhe heute vielfach immer noch unterschätzt wird. Beitragserhöhungen sind längerfristig unvermeidbar“, sagt Bomsdorf. Denn die höhere Lebenserwartung führt zu steigenden Kosten in Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Bei der Pflegeversicherung zeige sich diese Veränderung besonders deutlich: Eine Zunahme der Anzahl der Pflegebedürftigen von heute 2,2 Millionen auf 4,5 Millionen im Jahr 2050 sei durchaus realistisch.

(Universität zu Köln, 22.06.2010 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Der zweite Code - Epigenetik - oder wie wir unser Erbgut steuern können von Peter Spork

Zukunft Altern - Individuelle und gesellschaftliche Weichenstellungen von Hans-Werner Wahl und Andreas Kruse

Phänomen Mensch - Körper, Krankheit, Medizin von Andreas Sentker und Frank Wigger

Top-Clicks der Woche