Gefiederte Dinosaurier wechselten ihr Federkleid vom Jungtier zum Erwachsenen – anders als es heutige Vögel tun. Das belegen zwei in China entdeckte Federn von Dinosauriern aus der Kreidezeit. Das jugendliche Federkleid unterschied sich deutlich in Federtyp und Größe, wie Forscher jetzt in „Nature“ berichten. Offenbar gab es in der Entwicklung des Dino-Federkleids noch mehr Variationen als bei modernen Vogelarten.
In den letzten Jahren sind in China zahlreiche Fossilien gefiederter Dinosaurier entdeckt worden. Sie haben unser Bild dieser Vogelvorfahren dramatisch verändert. Demnach waren die meist kleinen oder mittelgroßen Tiere bereits warmblütig, wendige Läufer und trugen eine dünne Hülle aus Haaren oder später Federn. Jetzt haben Forscher um Xing Xu vom Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie in Peking zwei neue Fossilien der Gattung Similicaudipteryx entdeckt und analysiert, die einen weiteren Einblick in die Lebenswelt der gefiederten Dinosaurier eröffnen.
Fadenförmige Abplattung statt Schaft
Beide Tiere gehören zur gleichen Art, eines ist ein älteres Jungtier, eines ein adultes Exemplar. Doch ihr Federkleid, das in den Versteinerungen in Teilen erhalten geblieben ist, unterschied sich dramatisch. Die Schwanz- und Flügelfedern des Erwachsenen ähneln klassischen Federkielen, sie besitzen einen zentralen Schaft, der sich über die gesamte Länger der Feder erstreckt. Im Gegensatz dazu beginnen die Federn des jugendlichen Exemplars mit einem flachen, fadenartigen Stiel, der erst nahe der Federspitze in die gewohnte Schaftform übergeht. Zudem sind die Flügelfedern beim Jungtier deutlich kleiner als seine Schwanzfedern, beim Adulten ist diese Differenz weitaus geringer.
Kein Jugend-Federwechsel bei modernen Vögeln
Nach Ansicht der Paläontologen deutet dies darauf hin, dass Similicaudipteryx – und vielleicht auch andere Arten gefiederter Dinosaurier – ihren Federtyp vom Jugend- zum Erwachsenenstadium komplett verändern. Dies wäre nicht nur das erste Mal, dass dies für Dinosaurier nachgewiesen ist, sondern auch einmalig im Reich der Vögel. „Moderne Vögel haben diesen Übergang nicht“, erklärt Mike Benton von der Universität von Bristol gegenüber „Nature News“. Abgesehen vom Daunenkleid ganz junger Küken wechseln Jungvögel im Laufe ihrer Entwicklung zwar durchaus die Farbe ihres Federkleids, aber die Beschaffenheit ihrer Schwungfedern ändert sich dabei nicht mehr.
Oder war es doch nur die Mauser?
Einige Ornithologen halten allerdings auch eine ganz andere Erklärungsmöglichkeit für die unterschiedlichen Federformen beider Tiere für möglich: Wenn Vögel in der Mauser neue Federn bekommen, sind die neu sprießenden in einer Hülle aufgerollt. Nach Ansicht von Richard Prum von der Yale Universität könnte die fossile Feder des jüngeren Dinosauriers auch ein konservierter Schnappschuss einer gerade wachsenden Feder in der Mauser sein.
Yu allerdings widerspricht dieser Auslegung, da die Proportionen der Feder nicht zu dieser Erklärung passten. Wenn dies die Federn des Jungtiers in der Mauser wären, müsste der fadenartige Teil kürzer sein. Er sieht darin vielmehr einen Beleg dafür, dass das Federkleid der ersten gefiederten Dinosaurier in seiner Entwicklung vielfältiger und mehrphasiger war als das moderner Vögel. Im Laufe der Evolution seien dann viele Stadien und Merkmale wieder verloren gegangen.
(Nature, 30.04.2010 – NPO)