Astronomie

Sonne in nie zuvor gesehenem Detail

Sensationelle erste Bilder des Sonnenobservatoriums SDO

SDO-Aufnahme der Sonne im extrem-UV-Bereich und mehreren Wellenlängen. Die Farben zeigen Temperautren an: rot rund 60.000 Kelvin und damit eher kühl, blau und grün mehr als eine Million Kelvin. © NASA

Sensationelle Aufnahmen der Sonne hat jetzt das neue Sonnenobservatorium SDO der NASA geliefert. Schon die ersten Bilder der erst im Februar gestarteten Sonde enthüllen nie zuvor gesehene Details der dynamischen Prozesse auf unserem Zentralstern. In den nächsten fünf Jahren soll der SDO dazu beitragen, offenen Fragen der Sonnenforschung zu klären und die Vorhersage von Sonnenstürmen verbessern.

Am 11. Februar 2010 war das Weltraumobservatorium SDO der NASA zu seiner Mission gestartet. Seine Aufgabe: Im Laufe von fünf Jahren neue Erkenntnisse über das Magnetfeld der Sonne und die mit ihm verbundenen Prozesse zu liefern sowie weitere Aufschlüsse über die Wechselwirkung der Sonne mit der Chemie der irdischen Atmosphäre und dem irdischen Klima zu geben. Nach einigen Wochen der Kalibrierung und der Tests ist das Sonnenobservatorium nun voll funktionsbereit und hat bereits die ersten Daten zur Erde geschickt.

Solare Materieströme in beispiellosem Detailreichtum

Einige der neuen Bilder enthüllen völlig neue Details von Materieströmen in und aus den Sonnenflecken. Andere zeigen extreme Nahaufnahmen der Aktivität auf der Sonnenoberfläche. Gleichzeitig gelangen dem SDO die ersten hochauflösenden Aufnahmen von solaren Plasmaausbrüchen, den so genannten „solar Flares“ in einem breiten Spektrum ultravioletter Wellenlängen.

„Schon die ersten Aufnahmen zeigen eine dynamische Sonne, wie ich sie in mehr als 40 Jahren Sonnenforschung noch nie gesehen habe“, erklärt Richard Fisher, Leiter der Abteilung Sonnenphysik am NASA-Hauptquartier. „Diese Mission wird einen gewaltigen Einfluss auf die Wissenschaft haben, vergleichbar mit der des Weltraumteleskops Hubble für die Astrophysik.“

Zehnfache Auflösung einer HD-Fernsehkamera

In den nächsten fünf Jahren wird der SDO mehr und schneller Sonnenbeobachtungsdaten liefern als jedes Observatorium vor ihm. Mehr als die zehnfache Auflösung einer HD-Fernsehkamera erreichen seine Kamerabilder. Täglich sendet der SDO 1,5 Terabyte an Datenmaterial zurück zur Erde – dies entspricht einer halben Million MP3-Songs jeden Tag. Für seine Beobachtungen trägt die Sonde drei Spezialinstrumente an Bord.

Auflösung des SDO im Vergleich zu seinen Vorgängern © NASA

Magnetfeld-Kartierung und hochauflösende Bilder der Oberfläche

Der „Helioseismic and Magnetic Imager“ (HMI) kartiert das solare Magnetfeld und blickt unter die undurchsichtige Oberfläche der Sonne. Dafür nutzt das Gerät Ultraschallwellen und zeichnet Bilder in verschiedenen sehr engen Bandbereich des sichtbaren Lichts auf. Das „Atmospheric Imaging Assembly“ (AIA) besteht aus einer Gruppe von vier Teleskopen, die die Oberfläche der Sonne und ihre Atmosphäre in zehn unterschiedlichen Wellenlängen hochaufgelöst abbilden. Diese Aufnahmen enthüllen dynamische Prozesse in großem Detailreichtum.

Das „Extreme Ultraviolet Variability Experiment“ (EVE) schließlich misst die Fluktuationen in der Strahlenemission der Sonne. Sie haben einen direkten und starken Effekt auf die obersten Atmosphärenschichten der Erde, die sie aufheizen, und in der sie Moleküle spalten. Insbesondere die Ereignisse und Veränderungen nach Flares soll dieses Instrument aufklären helfen.

„Diese erstaunlichen Aufnahmen, die unsere dynamische Sonne in ganz neuem Niveau zeigen, sind nur der Anfang des Beitrags, den das SDO für unser Verständnis der Sonne leistet”, erklärt Dean Pesnell, Projekt-Forscher am Goddard Space Science Center der NASA. Die neuen Daten sollen neben der Grundlagenforschung auch helfen, die Weltraumwetter-Vorhersage zu verbessern und beispielsweise Sonnenstürme präziser und früher vorhersagen zu können.

(NASA, 23.04.2010 – NPO)

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