Er war nur einen halben Meter groß, konnte aber so schnell rennen wie kaum ein anderer: Der Dinosaurier Xixianykus zhangi. Das fossile Skelett des extrem gut an das Laufen angepassten Kreidezeit-Dinosauriers hatte ein internationales Forscherteam in der chinesischen Provinz Henan entdeckt. Er gehört zu den kleinsten bisher bekannten Vertretern der „Riesenechsen“.
Wieder einmal haben Paläontologen in China die Relikte eines Dinosauriers der späten Kreidezeit gefunden, dieses Mal in der Majiacun Formation in der Region Xixia der Henan Provinz. Das sehr unvollständige Skelett gehört zu den theropoden Dinosauriern, einer Gruppe, die schnelle, zweibeinig laufende Formen wie den Tyrannosaurus, aber auch den kleineren Velociraptor umfasst. Nach einer Rekonstruktion der Xixianykus zhangi getauften Art schätzen die Wissenschaftler des internationalen Teams unter Leitung der chinesischen Akademie der Wissenschaften die Länge des Tieres auf maximal einen halben Meter – damit gehört es zu den kleinsten bekannten Theropoden.
„High-Speed“-Anatomie
Der „Mini-Dino“ besaß aber noch weitere Besonderheiten, darunter gleich mehrere Anpassungen für eine schnelle, effiziente Fortbewegung. Am Auffallendsten ist die geringe Länge seines Oberschenkels gegenüber dem Unterschenkel und Fuß – ein Merkmal, das auch bei vielen heute lebenden, schnell laufenden Tieren zu beobachten ist. Hüfte, Wirbelsäule und weitere Strukturen an den Hinterbeinen waren zudem daran angepasst, maximale Stabilität und ein Minimum an überflüssigen energieaufwändigen Bewegungen zu gewährleisten.
„Die Proportionen der Extremitäten sind die extremsten die jemals für einen theropoden Dinosaurier beobachtet worden sind“, erklärt der kanadische Paläontologe Corwin Sullivan. „Das liefert zwar noch keine Basis um seine Höchstgeschwindigkeit zu schätzen, zeigt aber, dass Xixianykus ein hocheffizienter Läufer war. Mehrere andere Merkmale des Skeletts verstärken diesen Eindruck.“
Termiten als Hauptnahrung?
Einige der Merkmale könnten auch eine Rolle in einer der anderen Aktivitäten des Tieres gespielt haben, dem Fressen. Vermutlich nutzte der Xixianykus seine kurzen Vorderbeine als Grab-Arme um nach Termiten und Ameisen zu graben. Zwar sind die vorderen Extremitäten des Skeletts nicht erhalten, doch die Forscher schließen dies aus seiner engen Verwandtschaft mit einigen Alvarezsauriern, deren Vorderbeine ebenfalls zu Grabbeinen mit starken Klauen umfunktioniert waren. Einige der Anpassungen, die dem Dinosaurier das schnelle Laufen erleichterten, könnten zudem auch beim Graben nützlich gewesen sein.
„Es mag ungewöhnlich klingen, aber graben und laufen passen sogar ziemlich gut zusammen”, erklärt der britische Paläontologe David Hone. „Einige moderne‚ Termiten fressende Arten legen große Distanzen zwischen den Kolonien ihrer Beute zurück, so dass auch ein effizienter Läufer wie Xixianykus diesem Muster gefolgt sein könnte. Außerdem wäre jeder kleine Dinosaurier durch Prädatoren gefährdet und die Fähigkeit, bei Gefahr eine schnelle Flucht anzutreten, wäre für ein solches Tier daher sehr wertvoll gewesen.“
(Mit Material vom Institute of Vertebrate Paleontology & Paleoanthropology, Chinese Academy of Sciences, 31.03.2010 – NPO)