Ein Großteil des Plastikmülls im Ozean ist von einem Biofilm spezieller Mikroben besiedelt. Britische Forscher vermuten, dass diese Bakterien auch den Abbau des Kunststoffs beschleunigen können. Dies bietet möglicherweise eine Lösung, wie die giftigen und schwer abbaubaren Platikpartikel schneller aus der Meeresumwelt beseitigt werden könnten.
Plastikmüll ist ein Langzeitproblem, denn der Abbau in der Umwelt kann Hunderte von Jahren dauern. „Plastik bildet einen täglichen Teil unseres Lebens und wird als Wegwerfartikel vom Verbraucher behandelt“, erklärt Jesse Harrison von der Universität von Sheffield. „Plastik stellt daher die häufigste und am schnellsten wachsende Komponente des menschengemachten Abfalls in den Ozeanen dar.“ Die Größe der im Meer schwimmenden Fragmente verringert sich mit der Zeit als Ergebnis der Exposition gegenüber der Einwirkung der Elemente. Mikroplastik in Partikelgrößen von fünf Millimetern und darunter ist besonders umweltgefährlich, da es toxische Chemikalien absorbiert. Wird es dann von Meerestieren gefressen, landet das Gift in ihren Mägen.
Bakterienbestimmung per DNA-Analyse
Wissenschaftler der Universität Sheffield in England und des Centre for Environment, Fisheries and Aquaculture haben jetzt möglicherweise eine Lösung gefunden, wie dieser Plastikmüll reduziert werden könnte. Sie stellten diese auf dem Frühjahrstreffen der Society for General Microbiology in Edinburgh vor. In ihrer Studie hatten sie unter anderem mit Hilfe von DNA-Analysen erforscht, welche Mikroben Polyethylen besiedeln, der Kunststoff, der beispielsweise für Plastiktüten eingesetzt wird.
Biofilm nur aus bestimmten Mikrobenarten
Die Forscher stellten fest, dass das Plastik von zahlreichen Bakterienarten bewohnt wird, die zusammen einen Biofilm auf der Oberfläche bilden. Allerdings waren nur bestimmte Typen von Mikroben an diesem Biofilm beteiligt, ihre Artzusammensetzung unterschied sich deutlich von der der sonstigen Meeresmikroben. Nach Ansicht der Forscher könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass die Plastik bewohnenden Bakterien sich auf den Kunststoff als Lebensraum spezialisiert haben und aktiv am Abbau des Kunstoffs und/oder der giftigen Substanzen auf ihnen beteiligt sind.
Zerlegung giftiger Chemikalien?
„Mikroben spielen eine Schlüsselrolle in der Erhaltung des marinen Lebens und sind die wahrscheinlichsten Kandidaten unter den Organismen, um giftige Chemikalien zu zerlegen oder sogar das Plastik selbst“, so Harrison. „Diese Art der Forschung hilft uns auch dabei, die globalen Umweltauswirkungen der Plastikverschmutzung zu erfassen.“ Die Forscher wollen als nächstes erkunden, wie sich die mikrobielle Interaktion mit Kunststoff in unterschiedlichen Bereichen des Meeresbodens unterscheidet.
(Society for General Microbiology, 29.03.2010 – NPO)