Das Genom des vom Aussterben bedrohten Großen Panda hat jetzt ein internationales Forscherteam entschlüsselt. Die in „Nature“ veröffentlichte Sequenzierung liefert unter anderem wertvolle Hinweise darüber, warum die Pandas in ihren Nahrungsgewohnheiten so ungewöhnlich spezialisiert sind – im Gegensatz zu allen anderen „bärigen Verwandten“ fressen sie kein Fleisch, sondern fast ausschließlich Bambus.
Die Großen Pandas gehören zu den am meisten bedrohten Arten unseres Planeten. Nur noch knapp 3.000 Tiere leben in den Bambuswäldern Chinas. Jetzt hat ein internationales Forscherteam mit Hilfe einer Hochdurchsatz-Technologie das Genom des Bären entschlüsselt. Ziel dabei war es unter anderem, die genetische Basis der ungewöhnlichen Lebensweise des Pandas zu enträtseln. Denn die gut eineinhalb Meter großen Tiere ernähren sich fast nur vegetarisch, Bambus gehört dabei zu ihren „Leibspeisen“.
Fleischfresser-Gene vollständig vorhanden
Obwohl die Riesenpandas nahezu ausschließlich Bambus fressen, fehlt ihnen eigentlich die genetische Ausstattung für diese Ernährungsweise. „Der Panda ist von Natur aus ein echter Bär und ein Carnivore“, erklärt Mike Bruford von der Cardiff Universität. „Auch er besitzt die für einen Fleischfresser nötigen Gene und trotzdem ist seine Nahrung fast ausschließlich vegetarisch. Das deutet darauf hin, dass er sich weniger auf seine Gene verlässt als vielmehr auf die Mikroben in seinem Verdauungstrakt, die den Bambus zersetzen.“
Aber unabhängig davon, wie die Pandas den Bambus verdauen, wie kamen sie überhaupt auf die Idee, dem Fleisch „abzuschwören“? Bruford und seine Kollegen fanden auch dafür eine mögliche Erklärung in den Genen: „Auch der Geschmack ist wichtig, wenn es um die Entwicklung von Fressgewohnheiten geht“, so der Forscher. „Die Sequenzierung enthüllte bei den Pandas Mutationen im Gen T1R1, die ihre Fähigkeit, Fleisch zu schmecken, beeinflusst haben könnte. Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum ein potenzieller Carnivore auf eine strikte Bambus-Diät umstellt.“
Keine genetische Verarmung
Die Studie enthüllte auch Ermutigendes zum Zustand der bedrohten Art. Denn obwohl die Zahl der noch existierenden Tiere sehr niedrig ist und damit normalerweise auch Inzucht und deren genetische Folgen zunehmen, fanden sich bei den Pandas keine Anzeichen genetischer Verarmung. Ein gutes Zeichen ist auch, dass die extrem niedrigen Reproduktionsraten der Tiere keine genetische Ursache haben. Alle Gene, die die Funktion der Fortpflanzungsorgane steuern, sind vorhanden und intakt.
„Das Aussterberisiko ist für den Panda sehr hoch, aktuelle Schätzungen gehen von einer Gesamtpopulation von nur noch 3.000 Tieren aus“, so Bruford. „Die Studie gibt uns wichtige Erkenntnisse zur genetischen Basis der Biologie des Pandas und trägt damit auch zur Krankheitsvermeidung und den Schutzbemühungen bei.“
(Cardiff University, 09.03.2010 – NPO)