Nach 150 Jahren Abwesenheit kehren nun erstmals wieder Wölfe in den Alpenraum zurück: In Bayern wurde jetzt ein Wolf nachgewiesen, der nicht aus Polen stammt, wie die seit zehn Jahren in Sachsen eingebürgerten Rudel, sondern der der genetisch verschiedenen Alpenpopulation angehört.
Wölfe waren einst in ganz Europa verbreitet, wurden jedoch vom Menschen ausgerottet. Im Jahr 2000 wurden in Ost-Sachsen erstmals wieder Wölfe in Freiheit geboren. Die Elterntiere waren aus Osteuropa eingewandert. Inzwischen hat sich in Sachsen ein Bestand von sechs Rudeln etabliert. Mehr als 150 Jahre nach seiner Ausrottung leitet sich nun auch in Bayern die Rückkehr des Wolfes ein. Nach Angaben des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt wurde im Mangfallgebirge ein Wolf genetisch nachgewiesen.
Erster Vertreter der Alpenpopulation
Der Wolf im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet ist nun seit langer Zeit wieder ein Vertreter der Alpenpopulation in Deutschland. Schon 2006 war ein Wolf aus dem Alpenraum eingewandert, wurde jedoch nach kurzer Zeit überfahren. Mit dem jetzigen Einwanderer setzt nun neben den aus Osteuropa stammenden Wölfen eine zweite Wolfspopulation ihre Pfoten auf deutschen Boden. Dies werten Experten als eine große Chance.
„Wenn der Wolf in Europa langfristig überleben soll, muss in großen Maßstäben gedacht werden, denn der genetische Austausch zwischen den dünn verteilten Beständen ist enorm wichtig“, sagte NABU-Wolfsexperte Markus Bathen. Wölfe leben in einer Dichte von nur etwa einem Tier auf 40 Quadratkilometern. „Falls sich über kurz oder lang die deutsch-westpolnischen Wölfe und die Alpenpopulation in Deutschland miteinander vermischen, wäre das eine große Chance für das Überleben der Wölfe in Europa“, erklärte Bathen.
Hauptbeute vor allem alte und kranke Tiere
Nach Erkenntnissen im größten deutschen Wolfsgebiet, der brandenburgisch-sächsischen Lausitz, ernähren sich Wölfe hauptsächlich von Rehen, Rothirschen und Wildschweinen. Sie bevorzugen alte und kranke Beutetiere, daher sind nachhaltig negative Auswirkungen auf die Wildtierbestände nicht erkennbar. In Einzelfällen kommt es dazu, dass Wölfe Schafe fressen. Sowohl in der Lausitz als auch in vielen europäischen Bergregionen sind jedoch gute Erfahrungen mit Schutzmaßnahmen wie Herdenschutzhunden gemacht worden.
„Managementplan Wolf“ angelaufen
„Die Erfahrungen belegen, dass sich die Schäden bis auf wenige Einzelausnahmen fast gegen Null reduzieren lassen. Dieser Herausforderung des Herdenschutzes wollen wir uns gemeinsam mit den Landwirten stellen“, so Bathen. Um mit allen Betroffenen einen gemeinsamen Weg von Mensch und Wolf zu finden, hat Bayern mit der ersten Stufe des Managementplans Wolf schon wichtige Vorarbeit geleistet. Der NABU geht davon aus, dass nun die zweite Stufe, die sich mit wenigen, standorttreuen Tieren befasst, angegangen werden kann.
(NABU, 01.03.2010 – NPO)