Bienenarbeiterinnen können ihren Artgenossinnen nicht nur per Tanz mitteilen, wie weit eine Futterquelle entfernt ist, sie messen und vermitteln dabei offenbar auch, wie energieaufwändig der Weg dahin ist. Das hat jetzt eine Studie australischer Forscher erwiesen. Sie zeigte, dass das Bienengehirn in der Lage ist, den Energieverbrauch beim Pollensammeln einzuschätzen. Wie, ist allerdings noch ungeklärt.
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Für Honigbienen lohnt sich die Honigproduktion nur dann, wenn sie beim Sammeln weniger Energie verbrauchen, als sie durch Blumennektar heranschaffen können. Im Prinzip müssten die Tiere daher erfassen, wie viel Energie ein Ausflug zur Futtersuche verbraucht. Bekannt war bisher nur, dass Bienen die zurückgelegte Distanz optisch erfassen, indem sie die vorbeiziehende Umgebung beobachten. Aber registrieren sie auch die verbrauchte Energie? Genau das wollte Andrew Barron von der Macquarie Universität in Australien wissen.
Schwänzeltanz als Suchempfehlung
Er entwickelte einen Versuch, bei dem er zwei unterschiedlich lange Tunnel baute – zehn und zwanzig Meter lang – mit jeweils einem Futtertrog für Bienen am Ende. Danach schuf er eine optische Täuschung, um die Bienen glauben zu lassen, dass der dichter gelegene Futtertrog am weitesten entfernt sei. „Wenn Bienen von ihrem Sammelflug zurückkehren, teilen sie den anderen Bienen durch einen so genannten Schwänzeltanz mit, wo sie gewesen sind und wie gut der Nektar war“, so Barron. Dabei wird auch die Entfernung zur Futterquelle über den Tanz angegeben.
Informationen über Entfernung und Energieverbrauch
In Barrons Versuch signalisierten die Bienen nach einem Besuch am Ende des Zehn-Meter-Tunnels in ihrem Tanz tatsächlich eine größere Entfernung als tatsächlich zurückgelegt – sie hatten sich offenbar von der optischen Illusion täuschen lassen. Die Bienen glaubten, dass der Futtertrog am Ende des zehn Meter Tunnels am weitesten entfernt war. Trotzdem aber bevorzugten sie diesen Trog und empfahlen den anderen Bienen per Tanz, diesen zu nutzen. Offenbar hatten sie irgendwie registriert, dass sie weniger Energie verbrauchten, um zu diesem Trog zu fliegen und gaben diese Information entsprechend weiter.
Mechanismus im Bienengehirn noch unbekannt
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass Bienen nicht allein die Entfernung nutzen, um ihre Flugkosten zu schätzen, wirft aber gleichzeitig die Frage auf, wie sie das anstellen. „Das Bienengehirn ist sehr einfach aufgebaut, dennoch scheint es über einen eingebauten Kalorienzähler oder eine Stoppuhr zu verfügen“, meint Barron. „Unsere Studie hat gezeigt, dass die Bienen die zurückgelegte Flugdistanz und die Effizienz bei der Futtersuche getrennt berechnen und beide unabhängig voneinander über verschiedene Elemente ihrer Tanzsprache vermitteln können.“ Das Ziel weiterer Untersuchungen soll nun sein, herauszuarbeiten, wie das Bienengehirn diese komplexen Berechnungen anstellt.
(Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke- Heinemann, 21.01.2010 – NPO)