Die Meere der polaren Breiten könnten zukünftig ein ziemlich lauter Ort werden: Denn die zunehmende Versauerung der Ozeane mindert das Schalldämpfungsvermögen des Wassers. Das berichten Wissenschaftler jetzt in „Nature Geoscience“. Als Folge könnte noch in diesem Jahrhundert viele marine Ökosysteme und ihre Bewohner empfindlich gestört werden.
Die Unterwasserwelt ist keineswegs völlig still und lautlos: Besonders niederfrequente Töne werden im Wasser weit transportiert. Die Gesänge der Wale, aber auch das Geräusch von Wellen oder Regentropfen, von Schiffsmotoren oder Sonar, gehören zu diesen Klängen. Bisher tragen bestimmte chemische Substanzen im Meerwasser dazu bei, die Schallausbreitung um einiges abzudämpfen. Sie absorbieren einen Teil der Geräusche.
Doch das könnte sich bald ändern, wie eine Studie von Wissenschaftlern um Tatiana Ilyina von der Universität von Hawaii in Honolulu zeigt. Durch die steigenden Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre löst sich auch mehr CO2 im Meerwasser. Dadurch wird dieses immer saurer. Diese schon heute messbare Folge des anthropogenen Klimawandels wirkt sich jedoch auch auf die Schallausbreitung im Ozean aus.
60 Prozent weniger Schalldämpfung
Ilyina und ihre Kollegen führten Modellsimulationen durch, die die Geräuschausbreitung bei verschiedenen pH-Werten des Wassers zeigten. Das Ergebnis: In den hohen Breiten und in Gebieten, in denen das kalte Tiefenwasser entsteht, sank die Schallabsorption um bis zu 60 Prozent – und dies bei Säuregehalten, wie sie noch in diesem Jahrhundert erreicht werden könnten.
Für die marine Lebenswelt hätte dies weitreichende Folgen. Schon jetzt ist bekannt, dass insbesondere viele Meeressäuger empfindlich auf niederfrequenten Lärm reagieren. Die durch die Versauerung steigenden Geräuschpegel unter Wasser könnten dies noch verstärken. So könnte dies bei Delphinen temporäre Hörschäden auslösen und bei Walen das sensible Ortungssystem stören und sie so vermehrt zum Stranden bringen.
(Nature, 28.12.2009 – NPO)