Medizin

Der unmögliche Weihnachtsmann

Wissenschaftler analysieren den Gabenbringer und seine Lebensweise

Der Weihnachtsmann auf einer Postkarte © gemeinfrei

Ein ungesunder Lebenswandel, schlechte Arbeitsbedingungen und dann der Stress, 152 Millionen Weihnachtsgeschenke innerhalb von 24 Stunden ausliefern zu müssen: Schwedische Forscher haben jetzt erklärt, warum schon diese Extreme die Existenz des Weihnachtsmanns ziemlich unwahrscheinlich machen würden.

Er ist ziemlich gut genährt, hat ein rötliches Gesicht, einen weißen Bart, lebt am Nordpol und fährt mit einem Rentierschlitten umher um Weihnachtsgeschenke auszuteilen – das ist das gängige Bild des Weihnachtsmannes. Aber was steckt dahinter? Wissenschaftler der Universität Göteborg haben jetzt Lebensweise und Gesundheitszustand des Weihnachtsmannes einmal genauer unter die Lupe genommen. Denn vieles ist hier nicht so wie es scheint.

Lappland statt Nordpol

Dem ersten Widerspruch ist Henrik Aronsson, Forscher in den Pflanzen- und Umweltwissenschaften auf die Spur gekommen: Der Weihnachtsmann kann nicht am Nordpol leben, denn dort gibt es keine Weiden für seine Rentiere. Er muss stattdessen in Lappland beheimatet sein. Dort gäbe es genügend frisches Wasser, Rentierflechten und Moose und natürlich Rentierherden für ihn.

Der zweite Punkt ist der besorgniserregende Gesundheitszustand des Geschenkebringers: Offensichtlich führen Stress, zu wenig Schlaf und unregelmäßige Mahlzeiten nicht nur zu Übergewicht und ungesund roter Gesichtsfarbe. Er leidet vermutlich auch unter zu hohen Blutfettwerten und Bluthochdruck und damit unter einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Diabetes und Bluthochdruck

„Herr Santa Claus isst zu viel Zucker und Fett“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Mette Axelsen. Die in vielen Ländern verbreitete Sitte, den Weihnachtsmann zu einem Gläschen Hochprozentigem einzuladen oder ihm hochkalorische Süßigkeiten mit auf den Weg zu geben, trage nicht gerade dazu bei, seine Gesundheit zu fördern.

„Ich bin sicher, ihm würde eine Behandlung sowohl gegen Diabetes als auch gegen hohen Blutdruck gut tun”, so Annika Rosengren, Professorin für kardiovaskuläre Medizin. „Und Cholesterin senkende Medikamente würden vermutlich auch nicht schaden. Und als wenn das nicht genug wäre, zeigen neue Forschungen auch, dass seine Leibesfülle ein Risikofaktor für Demenz ist.“

900 Hausbesuche pro Sekunde

Aber auch mit seinen Botenpflichten haben sich die Wissenschaftler eingehend beschäftigt. Die Anzahl der Besuche hat der Mathematiker Stefan Lemurell ausgerechnet: Es gibt zwar zwei Milliarden Kinder auf der Erde, aber weil der Weihnachtsmann ja keine Moslems, Hindus, Juden oder Buddhisten besucht, bleiben „nur“ noch rund 380 Millionen übrig. Unter der Annahme, dass eine Durchschnittsfamilie 2,5 Kinder hat, schätzt der Forscher, dass der Weihnachtsmann an Heiligabend rund 152 Millionen Hausbesuche absolvieren muss.

„Das entspricht 900 Besuchen pro Sekunde, wenn wir davon ausgehen, dass der Weihnachtsmann seine Route strategisch plant und westwärts reist, um die 24-Stunden-Periode auszudehnen“, so Lemurell. Denn westwärts profitiert er von den Zeitzonen und folgt quasi der Sonne auf ihrem Weg.

Abflug mit 14 Millionen g

Aber 900 Besuche pro Sekunde? Wie soll das gehen? Das hat sich auch die Physikerin Maria Sundin gefragt. Ihre Kalkulation geht davon aus, dass die Häuser durchschnittlich 100 Meter voneinander entfernt stehen und Santa Claus natürlich jeweils Zeit braucht, um seinen Schlitten richtig zu parken, den Schornstein hindurch zu steigen, die Geschenke zu verteilen und sich dann noch den obligatorischen Schnaps oder Reispudding einzuverleiben. Um trotzdem alle Besuche absolvieren zu können, müsste sein Schlitten rund 90 Kilometer pro Sekunde schnell fliegen – das entspricht dem 265fachen der Schallgeschwindigkeit.

„Um das zu erreichen müsste die Beschleunigung beim Start einen Druck von 14 Millionen Mal der Erdschwerkraft erzeugen“, erklärt Sundin. Piloten von Kampfflugzeugen werden normalerweise schon bei 7g bewusstlos. „Als Physikerin würde es mich schon interessieren, wie der Weihnachtsmann dieses Kunststück bewältigt. Das könnte zu bedeutenden Durchbrüchen auf dem Gebiet des Weltraumflugs führen.“

1,9 Millionen fliegende Rentiere

Und noch etwas kommt erschwerend dazu: Der Weihnachtsmann reist nicht gerade mit leichtem Gepäck: Geht man davon aus, dass jedes Kind ein Weihnachtsgeschenk von rund einem Kilo Gewicht bekommt, dann würde der gesamte Geschenkeberg 380.000 Tonnen wiegen. „Ein Rentier kann bis zu 200 Kilo ziehen, das bedeutet, dass Santa Claus 1,9 Millionen Rentiere braucht, um seinen Schlitten zu ziehen“, erklärt Stefan Nilsson, Professor für Zoologie. „Dazu benötigt er noch ein paar zusätzlich für Start und Landung.“

Dummerweise würde das Ausmaß von Schlitten und Geschenken kombiniert mit dem Gewicht so viel Energie bei der Fahrt erzeugen, dass die Gesundheit des Weihnachtsmanns und seiner Tiere ernstlich in Gefahr wäre: „Die geschätzte Geschwindigkeit seiner Reise würde ihn und seine Rentiere innerhalb von Millisekunden nach dem Start explodieren lassen und vollständig verbrennen“, so die Physikerin Sundin.

Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Wenn man nach den harten Fakten geht, ist der Weihnachtsmann ein Ding der Unmöglichkeit. Aber wer behauptet schon, dass Weihnachten was mit Wissenschaft zu tun hat…

(University of Gothenburg, 23.12.2009 – DLO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Schriftzeichen

Ältestes Alphabet der Welt entdeckt?

Erstes Porträt eines extragalaktischen Sterns

Baby-Säbelzahnkatze im Permafrost entdeckt

Auch erwachsene Schimpansen spielen noch miteinander

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Der Kuss des Schnabeltiers - ...und 60 weitere irrwitzige Geschichten aus Natur und Wissenschaft von Michael Groß

Sonst noch Fragen? - Warum Frauen kalte Füße haben und andere Rätsel von Ranga Yogeshwar

Das Murmeltier-Buch - Und täglich grüßt die Wissenschaft von Sylvia Borchardt, Erika Schow und Jens Simon

Irrwitziges aus der Wissenschaft - Von Dunkelbirnen und Leuchtkaninchen von Heinrich Zankl

Wie viel Wasser hat das Meer? - von Kirsten Achenbach und Albert Gerdes

Wissen hoch 12 - Ergebnisse und Trends in Forschung und Technik von Harald Frater, Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

Top-Clicks der Woche