Mikrobiologie

Nanobodies erschaffen Proteine neu

Winzige Antikörper modifizieren Eigenschaften des Grün Fluoreszierenden Proteins mit unerwarteter Präzision

Binden Antikörper des Immunsystems an Proteine, können sie deren Form und damit auch die Funktion dieser Moleküle verändern. Einem Münchener Forscherteam ist bei diesem Thema nun ein Durchbruch gelungen: Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass unkonventionell kleine Antikörper, die so genannten Nanobodies, die Eigenschaften des Grün Fluoreszierenden Proteins, kurz GFP, mit unerwarteter Präzision modifizieren.

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GFP wird mit anderen Proteinen fusioniert, um diese in lebenden Zellen verfolgen zu können. Die Einsatzmöglichkeiten des Moleküls erweitern sich nun mit Hilfe der Nanobodies beträchtlich. Ganz neuartige experimentelle Ansätze sind zudem denkbar, weil die Studie in „Nature Structural and Molecular Biology online“ auch zeigen konnte, wie die Nanobodies im strukturellen Detail auf die Proteine wirken.

Kamele helfen Forschern

Antikörper sind spezialisierte Moleküle, die Fremdkörper im Organismus als Ziele für eine Immunattacke markieren. Weil sie hochspezifisch an fast jede chemische Struktur binden können, werden sie auch in der Forschung und in der Therapie genutzt. Konventionelle Antikörper aber sind zu groß, um in lebenden Zellen zum Einsatz zu kommen.

Eine Alternative bieten Kamele und ihre südamerikanischen Verwandten, die Alpakas, Guanakos, Lamas und Vicunjas: Diese Tiere produzieren auch sehr viel kleinere Antikörper, aus deren Erkennungsdomäne so genannte Nanobodies gebildet werden, die auch in Zellen funktionieren.

Sieben passende Nanobodies gefunden

Das Team der Universität München (LMU) um

Professor Heinrich Leonhardt, Professor Karl-Peter Hopfner und Ulrich Rothbauer arbeitete mit Kollegen der Technischen Universität (TU) Darmstadt, der Freien Universität in Brüssel und des LMU-Spinoffs ChromoTek zusammen, um Nanobodies zu erzeugen, die spezifisch auf GFP reagieren: Zunächst wurden Alpakas mit GFP immunisiert. Dann wurde die genetische Information für Antikörper – auch jener, die GFP erkennen – in Bakterien übertragen.

„Diese Antikörperfragmente wurden dann von den Bakterien synthetisiert und konnten getestet werden, ob sie an GFP binden“, erklärt Rothbauer. „Insgesamt konnten wir sieben passende Nanobodies auf diesem Weg identifizieren.“

Eine Tonne, die an beiden Enden offen ist…

GFP ist geformt wie eine Tonne, die an beiden Enden offen ist. In ihrem Inneren bildet sich spontan das so genannte Chromophor. Diese lichtabsorbierende Struktur ist für die Erzeugung der Fluoreszenz nötig. Die Absorption von Licht lässt grüne Fluoreszenz entstehen, wobei die Antwort von der genauen Konformation des Proteins abhängt. Zwei Nanobodies hatten einen deutlichen Einfluss auf diesen Zusammenhang.

„Ein Nanobody verstärkte durch seine Bindung die Fluoreszenz um das Fünffache“, berichtet Rothbauer. „Der andere hat sie dagegen um den Faktor vier reduziert, so dass wir das Signal ein- und ausschalten konnten.“ Wie dies gelingt, zeigten Strukturanalysen am Genzentrum der LMU. „Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass ein Nanobody eine bestimmte Region des Proteins näher an das Chromophor drückt, während der andere es eher wegschiebt“, sagt Axel Kirchhofer, der Erstautor der neuen Studie.

Nanobody als Sensor?

In einem weiteren Experiment prüften die Forscher dann, ob der verstärkende Nanobody auch als Sensor für GFP-fusionierte Proteine in der Zelle dienen könnte. Dazu nutzten sie Zellen, die einen GFP-gebundenen Hormonrezeptor im Zellinneren produzieren. Der Nanobody wurde dagegen an der Innenseite der Membran des Zellkerns synthetisiert. Die Zugabe des passenden Hormons ließ dann den Rezeptor in den Zellkern wandern.

„Wir konnten diesen Prozess durch eine Messung der Fluoreszenz verfolgen, die durch die Bindung des Nanobody an das GFP induziert wurde“, so Rothbauer. „Diese erfolgreiche Kooperation zwischen Zell- und Strukturbiologen hat den Nachweis geliefert, dass Nanobodies verschiedene Proteinkonformationen erkennen, induzieren und stabilisieren, was sie für den Einsatz in lebenden Zellen prädestiniert.“

(idw – Universität München, 15.12.2009 – DLO)

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