Paläontologie

Fossilfund bestätigt Südamerika als „Dino-Wiege“

„Tawa“-Saurier wirft neues Licht auf Evolution der frühen Theropoden

Tawa hallae als Rekonstruktion © Jorge Gonzalez

Der Fund des gut erhaltenen Skeletts eines bisher unbekannten fleischfressenden Dinosauriers in New Mexico sorgt für Aufregung. Denn das Fossil entpuppte sich als Bindeglied zwischen den Therosauriern, der Gruppe zu der auch Tyrannosaurus rex und die Velociraptoren gehören, und einer in Argentinien entdeckten Spezies. Wie Forscher in „Science“ berichten, wirft dieser Fund damit ein neues Licht auf die frühe Evolution der Echsen und bestätigt Südamerika als „Wiege“ der Dinosaurier.

Die ersten Fossilien der neuen Art wurden 2004 während einer Grabungsexpedition von Paläontologiestudenten in Abiquiu, New Mexico, gefunden. Als diese in dem alten Steinbruch einen Oberschenkel- und Hüftknochen sowie einige Wirbel entdeckten, die nach Dinosaurier aussahen, rief der Grabungsleiter den Paläontologen Sterling Nesbitt und Kollegen von der Universität von Texas in Austin zu Hilfe. „Als wir die Knochen sahen, blieb uns der Mund offen stehen“, erklärt Nesbit. „Denn viele dieser Theropoden haben hohle Knochen, die beim Konservieren zerdrückt werden. Doch diese waren in nahezu perfektem Zustand.“

Frühe Vertreter der Theropoden

Schnell stellte sich heraus, dass die Knochen keiner der bisher bekannten Dinosaurierarten angehörten. Bei weiteren Grabungen fanden die Wissenschaftler die fossilen Knochen von sieben weiteren Individuen der gleichen Spezies, eines davon ein fast vollständiges Skelett eines Jungtiers. Dieses hatte eine Hüfthöhe von rund 70 Zentimetern und war damit ungefähr so groß wie ein großer Hund. Von der Schnauze bis zum langen Schwanz maß es rund zwei Meter.

Wie Datierungen zeigten, lebten die Tiere vor rund 214 Millionen Jahren und sind damit frühe Vertreter der Dinosaurier. Anhand ihrer Merkmale ordnen die Forscher sie den Theropoden zu, einer Gruppe fleischfressender Dinosaurier, zu der auch Tyrannosaurus rex und die Velociraptoren gehörten, und aus der sich später die Vögel entwickelten.

Fleischfresser-Merkmale zweimal unabhängig voneinander entstanden?

Besonders bedeutend macht die „Tawa“ getaufte Art – benannt nach dem Hopi-Wort für den Sonnengott -, dass sie ein neues Licht auf eine andere, in Argentinien entdeckte Dinosaurierspezies wirft, und damit auch auf die Evolution der frühen fleischfressenden Dinosaurier insgesamt. Herrerasaurus, so der Name dieser Art, sorgt seit seiner Entdeckung für Debatten. Denn er besitzt zwar einige den Theropoden ähnliche Merkmale, wie große Klauen, Reißzähne und die Anatomie der Hüfte. Andererseits aber fehlen ihm entscheidende Charakteristika wie beispielsweise Höhlungen in den Wirbeln für die Luftsäcke. Einige Paläonotlogen hielten den Herrerasaurus daher nicht für einen frühen Theropoden, sondern platzierten ihn außerhalb des Stammbaums dieser Dinosauriergruppe.

„Die Frage war, ob diese Fleischfresser-Merkmale sich in Herrerasaurus und den Theropoden unabhängig voneinander entwickelt haben oder ob sie Eigenschaften waren, die von einem gemeinsamen Vorfahren ererbt worden sind“, erklärt Nesbitt. „Bisher hatten wir so wenige Fossilien von frühen Theropoden, dass es schwierig war, diese Frage zu beantworten. Aber jetzt, dank Tawa, haben wir wahrscheinlich die Antwort gefunden.“

„Tawa“ als Bindeglied

Tawa besaß eine Mischung aus Merkmalen, die auch Herrerasaurus aufwies und weiteren typischen Theropodeneigenschaften. Daher sehen die Forscher die neu entdeckte Art als Bindeglied zwischen dem argentinischen Fleischfresser und den frühen Theropoden. Die These von den unabhängig entstandenen Fleischfressermerkmalen scheint damit widerlegt.

Übersicht über die Dinosaurier, die aus dem heutigen Südamerika stammen. © Zina Deretsky / National Science Foundation

Südamerika als Wiege der Dinos

Und noch eine wichtige Information liefern die Funde von New Mexico: die Knochen wurden in unmittelbarer Nähe zu zwei weiteren Theropodenarten aus der gleichen Zeitperiode entdeckt. Erstaunlicherweise waren sie jedoch alle drei enger mit einer Dinosaurierspezies in Südamerika verwandt als miteinander. Nach Ansicht der Forscher deutet dies drauf hin, dass sich die drei Arten nicht aus einem lokalen Vorfahren entwickelt haben, sondern dass sich die „Wiege“ der Theropoden in Südamerika befunden haben muss.

Dies bestätigt nun auch die neue Einordnung von Herrerasaurus. Denn auch er wurde gemeinsam mit zwei anderen Arten entdeckt, diese allerdings gelten als die ältesten Vertreter der beiden anderen Dinosaurierstammlinien neben den Theropoden, die Sauropoden und die Ornithischia. Damit sind in Südamerika schon kurz nach der Entstehung der ersten Dinosaurier alle drei Hauptgruppen vertreten – ihre Entwicklung und Differenzierung muss daher sehr viel schneller erfolgt sein als bisher angenommen.

(University of Texas, 15.12.2009 – NPO)

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