Genetik

Genmutation macht besonders langlebig

Variante im Telomerase-Gen sorgt für effektiveren Schutz der Telomere im Alter

Warum werden manchen Menschen 100 Jahre alt, während andere früh sterben? Eine Erklärung könnten die Gene sein: Wissenschaftler haben jetzt einen Zusammenhang entdeckt zwischen der Langlebigkeit und einer besonders aktiven Version eines Enzyms, das die Enden der Chromosomen, die so genannten Telomere, aufbaut. Dieses für die Altersforschung bedeutende Ergebnis ist jetzt in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences” (PNAS) erschienen.

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Ein Abschnitt an den Enden unserer Chromosomen, die Telomere, spielen eine entscheidende Rolle für das Altern, aber auch für Krebs und andere biologische Prozesse. Sie bestehen aus kurzen, spezialisierten DNA-Stücken, die ähnlich wie die Plastikstücke an den Enden unserer Schuhbänder verhindern, dass das Erbgut an dieser Stelle „aufribbelt“. Jedes Mal, wenn sich eine Zelle teilt, werden die Telomere ein kleines Stück kürzer. Bei alten Zellen sind sie schließlich so kurz, dass die Zellfunktion beeinträchtigt wird. Die Zellen teilen sich nicht mehr und fallen in einen Zustand der so genannten Zellseneszenz. Er ist letztlich die Ursache für die Alterserscheinungen an Geweben und Organen.

Genanalyse an Hundertjährigen

Jetzt haben Wissenschaftler am Albert Einstein College of Medicine der Yeshiva Universität in New York den Zusammenhang zwischen Telomeren und der Langlebigkeit genauer untersucht. „Telomere sind ein Teil des Puzzles der menschlichen Langlebigkeit“, erklärt Gil Atzmon, Assistenzprofessor für Medizin und Genetik am Einstein College. „Unsere Forschung sollte zwei Fragen beantworten: Haben Menschen mit einem langen Leben längere Telomere? Und wenn ja, können Variationen in den Genen, die für die Telomerase kodieren diese Längenunterschiede erklären?“

Um dies herauszufinden analysierten die Forscher das Genom von drei verschiedenen Gruppen der ashkenasischen Juden in Israel, einer in sich relativ homogenen und gut untersuchten Bevölkerungsgruppe: 86 sehr alte Menschen mit einem Durchschnittsalter von 97 Jahren, 197 ihre Nachkommen und 93 Kontrollindividuen – Nachkommen von Eltern mit normaler, nicht ungewöhnlich langer Lebensspanne.

Mutation sorgt für besonders effektives Telomerase-System

Das Ergebnis: „Wir wir vermuteten, konnten die Individuen mit außergewöhnlicher Langlebigkeit die Länge ihrer Telomere besser erhalten“, erklärt Yousin Suh, Professor für Medizin und Genetik am Einstein College und Hauptautor der Studie. „Und wir stellten fest, dass sie ihre Langlebigkeit zumindest zum Teil tatsächlich vorteilhaften Varianten von Genen verdanken, die für die Erhaltung der Telomere zuständig sind.“

Die Forscher fanden bei den sehr alten Teilnehmern der Studie ererbte mutierte Gene, die ihr Telomerase-System besonders aktiv machen. Dieses Enzym sorgt normalerweise dafür, dass die Länge der Chromosomen-Endstücke effektiv erhalten wird. Auffällig war auch, dass diesen Individuen typische Alterskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes, die für die meisten Tode unter älteren Menschen verantwortlich sind, weitestgehend erspart blieben.

Schutzwirkung vor typischen Alterskrankheiten?

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Telomerlänge und Varianten in den Telomerase-Genen zusammen Menschen helfen, sehr lange zu leben, vielleicht, in dem sie diese vor den Krankheiten des Alters bewahren“, so Suh. „Jetzt versuchen wir den Mechanismus zu verstehen, durch den diese genetischen Varianten die Telomerlänge bei Hundertjährigen erhalten. Letztlich könnte es zukünftig möglich werden, Wirkstoffe zu entwickeln, die die Telomerase imitieren, mit denen unsere Hundertjährigen gesegnet sind.“

(Albert Einstein College of Medicine, 13.11.2009 – NPO)

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