Den Prototypen eines neuen, intelligenten Skalpells, das gesundes von krankem Gewebe unterscheiden kann, hat jetzt ein internationales Wissenschaftlerteam entwickelt. Dieses Elektroskalpell analysiert und identifiziert das Gewebe über die Gase, die beim Schneiden freigesetzt werden. Auf diese Weise zeigt es dem Chirurgen direkt an, ob er in krankem oder gesundem Gewebe arbeitet.
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Bei herkömmlichen Methoden ist diese Unterscheidung während der Operation oft schwierig, berichten die Forscher um Zoltán Takáts vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Universität Gießen zusammen mit Kollegen der Budapester Semmelweis Universität in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie International Edition“.
Chemischer Fingerabdruck des Gewebes
Bei dem intelligenten Skalpell wird das Gewebe beim Schneiden durch elektrischen Strom zersetzt und teilweise verdampft. Dieses Aerosol wird in ein Massenspektrometer gesaugt und in Sekundenschnelle analysiert. Verschiedene Gewebetypen erzeugen im Massenspektrometer ein charakteristisches Profil, über das sie sich identifizieren lassen, so die Forscher. Über diesen „chemischen Fingerabdruck“ kann man gesundes Gewebe von Tumorgewebe unterscheiden.
Sprengstoff auf der Haut aufspüren
Takáts hat bereits während seiner Arbeit als Wissenschaftler an der renommierten Purdue University (USA) Erfahrungen auf dem Gebiet der direkten Untersuchung von Gewebe und lebenden Objekten gesammelt.
Dort entwickelte er unter anderem die so genannte DESI- Massenspektrometrie – Desorption Electrospray Ionisation. Mit dieser Technik kann man zum Beispiel bei Sicherheitskontrollen am Flughafen die Haut verdächtiger Personen auf Sprengstoffspuren untersuchen oder Obst und Gemüse schonend und unmittelbar auf eventuell anhaftende Gifte testen.
(idw – Universität Gießen, 23.10.2009 – DLO)