Nach Jahrzehnten der Debatten und vier Jahren Verhandlungen hat sich ein internationales Gremium von Geowissenschaftlern nun endlich formal darauf geeinigt, den Beginn des letzten großen Erdzeitalters, des Quartär, um 800.000 Jahre nach vorne zu verschieben. Die neue Grenze korrespondiert nun mit einem natürlichen Einschnitt, der vor 2,6 Millionen Jahren stattfindenden Klimaabkühlung und damit dem Beginn des Eiszeitalters.
Im 18. Jahrhundert entwickelten Geowissenschaftler eine erste Einteilung für die Erdgeschichte, die diese in vier Epochen gliederte: Primär, Sekundär, Tertiär und Quartär, so die Namen damals. Später wurden die ersten beiden in Paläozoikum und Mesozoikum umbenannt, die beiden letzten aber blieben 150 Jahre lang das Maß aller Dinge für Geologen. Im Jahr 2004 wurde die international verbindliche Einteilung der geologischen Zeitskala von der „International Commission on Stratigraphy“ (ICS) erneut geändert. Das mit dem Massenaussterben am Ende der Kreidezeit beginnende Tertiär wurde nun in zwei Perioden, Paläogen und Neogen geteilt.
Das Quartär allerdings blieb bei dieser Reform zunächst erhalten. Doch auch um diese Epoche beziehungsweise um ihren Anfangszeitpunkt wurde bereits seit Jahrzehnten gestritten. 1983 wurde der Beginn auf 1,8 Millionen Jahre vor heute festgelegt, auf den Beginn des Pleistozäns. Doch, so viele Kritiker, dieser Zeitpunkt sei rein willkürlich, mache sich nicht an geologischen Umbrüchen fest.
Gelasium jetzt zum Quartär gerechnet
Jetzt hat die International Commission on Stratigraphy reagiert und den Beginn des Quartärs um 800.000 Jahre vorgeschoben auf 2,6 Millionen Jahre vor heute. Damit umfasst es nun auch das zuvor in das Pliozän gehörende Gelasium, eine Ära die durch eine Umpolung des irdischen Magnetfelds beginnt und zudem durch eine deutliche Klimaabkühlung den Beginn des Eiszeitalters einläutet. Insgesamt umfasst das neue Quartär damit das gesamte Eiszeitalter und das Holozän, das Aufkommen des Werkzeug-nutzenden Menschen.
Neue Grenze entspricht natürlichem Einschnitt
„Seit langem ist man sich einig, dass die Grenze des Quartärs auf das erste Anzeichen einer globalen Klimaabkühlung gelegt werden sollte“, erklärt Professor Philip Gibbard von der Universität Cambridge in England. „Jetzt haben wir die Definition der Quartärgrenze zu einen international anerkannten und festen Punkt gemacht, der ein natürliches Ereignis markiert: den Beginn der Eiszeiten in globalem Maßstab.“
„Die Entscheidung ist sehr wichtig für die im Feld arbeitende wissenschaftliche Gemeinschaft“, so Chris Caseldine, einer der Herausgeber des „Journal of Quarternary Science“, in dem die offizielle neue Lesart nun veröffentlicht wurde. „Sie liefert uns einen Punkt in geologischer Zeit, zu dem wir uns in eine klimatische Ära bewegten, die erkennbar der heutigen ähnelt.
(Wiley – Blackwell, 23.09.2009 – NPO)