Blitze springen entweder von Wolke zu Wolke oder aber nach unten in Richtung Erde – so die landläufige Annahme. Doch es gibt auch Blitze, die von den Gewitterwolken aus nach oben reichen. Neue Messungen amerikanischer Forscher haben jetzt in „Nature Geoscience“ enthüllt, dass diese Blitze die höchsten Atmosphärenschichten erreichen und dabei Energie freisetzen, die derjenigen der nach unten verlaufenden Blitze in nichts nachstehen.
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Die im landläufigen Sinne „klassischen“ Blitze sind energiereiche Entladungen zwischen der Gewitterwolke und der Erdoberfläche. Der einzelne Blitzschlag geschieht dabei so schnell, dass mit bloßem Auge kaum erkennbar ist, in welche Richtung der Blitz verläuft. Der erste Hauptblitz hat dabei eine Stromstärke von 10.000 bis 30.000 Ampere und kann die Luft auf bis zu 30.000 Grad Celsius aufheizen.
Blitz von Wolke nach oben
Bisher dachte man, dass diese Blitzart die stärksten Entladungen erzeugt. Doch Wissenschaftler der amerikanischen Duke Universität haben nun eine dritte Blitzform – Blitze von der Gewitterwolke aus aufwärts – näher unter die Lupe genommen. Steven Cummer und seine Kollegen kombinierten für ihre Studie lichtempfindliche Videoaufnahmen mit gleichzeitigen Messungen der magnetischen Feldstärken. Aus diesen Messungen konnten sie auf den Ladungstransfer und die Polarität in solchen „Energie-Jets“ schließen.
Ladungsaustausch stärker als gedacht
Das überraschende Ergebnis: Diese gigantischen Entladungen reichen von der Spitze der hochaufragenden Gewitterwolken bis in 90 Kilometer Höhe. Damit reichen sie bis in die äußersten Atmosphärenschichten. Entgegen bisherigen Annahmen sind diese Entladungen „nach oben“ keineswegs schwächer als die „normalen“, von der Wolke zur Erdoberfläche reichenden Blitze. Ganz im Gegenteil. Wie die Daten zum ersten Mal belegen, stellen die gewaltigen Entladungen eine direkte elektrische Kopplung zwischen der Gewitterwolke und den höchsten Atmosphärenschichten dar. Der Ladungsaustausch in ihnen kann dabei deutlich stärker ausfallen, als bisher angenommen.
(nature, 25.08.2009 – NPO)