In diesen Tagen hat die afrikanische Bevölkerung die Eine-Milliarde-Marke überschritten. Jeden Monat wächst der Kontinent um etwa zwei Millionen Menschen, jedes Jahr um 24 Millionen. Und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Bevölkerung Afrikas voraussichtlich verdoppeln und dann knapp zwei Milliarden Menschen umfassen. Dies geht aus einem Datenreport hervor, den die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) jetzt herausgegeben hat.
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Zentrale Ursachen für das rasante Bevölkerungswachstum in den ärmsten Ländern der Welt sind die hohen Fruchtbarkeitsraten und die junge Altersstruktur. In den Entwicklungsländern lebt
heute die größte Jugendgeneration aller Zeiten. Fast jeder Dritte ist jünger als 15 Jahre, insgesamt etwa 1,7 Milliarden Menschen. Eine weitere Milliarde ist zwischen 15 und 24 Jahre alt. Ihr Bedarf an Familienplanung ist riesig: Jedes Jahr werden 14 Millionen Teenager schwanger, etwa die Hälfte von ihnen ungewollt. „Dass diese jungen Menschen kaum Zugang zu Sexualaufklärung und Verhütungsmitteln haben, ist unverantwortlich“, mahnt DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr.
Bevölkerungswachstum verschärft Armut
Dem Datenreport zufolge lebt fast die Hälfte der Menschheit von weniger als zwei US-Dollar am Tag. Das rasante Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern wirkt dem Kampf gegen die Armut entgegen. Die ohnehin armen Länder müssen immer mehr Menschen mit Nahrung, Bildung, Gesundheitsdiensten und Infrastruktur versorgen. „Wenn wir die Armut lindern wollen,
wäre viel erreicht, wenn alle Menschen, die verhüten wollen, auch die Möglichkeit dazu erhielten“, erklärt Bähr.
Europäische Bevölkerung schrumpft
Anders als in den Entwicklungsländern wird die Bevölkerung der Industrieländer zukünftig zurückgehen. Obwohl die Kinderzahlen pro Frau in einigen europäischen Staaten wie Spanien, Schweden und Russland laut Datenreport in den vergangenen Jahren zugenommen haben, verharren die Fruchtbarkeitsraten in Europa insgesamt auf einem niedrigen Niveau. Die Bevölkerung des Kontinents wird daher schrumpfen: von heute 738 Millionen Menschen – einem Anteil von elf Prozent an der Weltbevölkerung – auf 702 Millionen im Jahr 2050 bzw. sieben
Prozent der Menschheit.
15 Jahre Weltbevölkerungskonferenz von Kairo
Um das globale Bevölkerungswachstum zu verlangsamen, haben 179 Staaten auf der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo1994 ein wegweisendes Aktionsprogramm verabschiedet: Bis 2015 sollen alle Menschen Zugang zu Aufklärung, Familienplanung und reproduktiver
Gesundheitsfürsorge erhalten. 15 Jahre nach Kairo zieht eine internationale Konferenz vom 2. bis 4. September in Berlin Bilanz. Das Global NGO Forum wird ausgerichtet vom
Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die DSW gehört der internationalen Expertengruppe an, die das NGO-Forum vorbereitet.
(Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), 17.08.2009 – NPO)