Archäologie

Archäologen graben Maya-Siedlung aus

Uxul im heutigen Mexiko erweist sich schon jetzt als reichhaltige Fundgrube

Bei der Ausgrabung in Uxul gefundene Maya-Figur © Universität Bonn

Deutsche und mexikanische Wissenschaftler haben in Mexiko ein neues Grabungsprojekt gestartet, das sich mit der Ausdehnung und dem Untergang von Herrschaftsgebieten im Mayagebiet beschäftigt. Inzwischen haben sie dem Urwaldboden erste Überraschungen entlockt. So enthüllt die große Menge an Obsidiangegenständen einen regen Fernhandel. Auch Hinweise auf die Ursachen für den plötlichen Kollaps der Kultur könnte die reichhaltige Grabung ergeben.

Die Forschungen unter Leitung von Professor Nikolai Grube und Iken Paap von der Abteilung für Altamerikanistik der Universität Bonn konzentrieren sich auf die archäologische Stätte Uxul im heutigen mexikanischen Bundestaat Campeche. Die Grabung liegt nahe der Grenze zu Guatemala im Biosphärenreservat von Calakmul, dem größten zusammenhängenden tropischen Waldgebiet Mexikos. Die beiden zunächst für 2009 und 2010 geplanten Feldkampagnen werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert.

Uxul liegt zwischen den großen Maya-Städten El Mirador im Süden und Calakmul im Nordosten. Beide Orte spielen eine zentrale Rolle in der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Maya-Kultur: El Mirador gilt als das bedeutendste städtische Zentrum der Präklassik (600 v. Chr. bis 250 n. Chr.), und Calakmul war das bedeutendste politische Zentrum und Sitz der einflussreichen Kaan-Dynastie in der Klassik (250 n. Chr. bis 900 n. Chr.).

Uxul wurde bereits 1934 entdeckt, blieb aber wegen seiner Abgeschiedenheit bis ins 21. Jahrhundert für die Forschung verschollen. Erst 2005 wurde der Ort von Forschern der slowenischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Bonn wiederentdeckt. In den Folgejahren bereiteten Professor Grube und Dr. Paap in Kooperation mit der mexikanischen Altertumsbehörde ein großes archäologisches Forschungsprojekt vor, das nun mit Mitteln der DFG begonnen hat.

Besonders lange Besiedlungsdauer

Dass Uxul lange, nämlich durch mehrere Epochen der Maya-Kultur hindurch besiedelt war, schließen die Bonner aus der Analyse der Grabungsstätte und ihrer Bauschichten. Hilfreich waren dabei Schächte, die Raubgräber hinterlassen haben. Während El Mirador und weitere Siedlungen in der späten Präklassik aufgegeben wurden, überstand Uxul den Zeitenwandel offenbar unbeschadet und unabhängig. Spätere Inschriften berichten von der Eingliederung in den Regionalstaat von Calakmul. Die letzten Inschriften von Uxul datieren 692 n. Chr. und deuten auf ein ungewöhnlich frühes Ende der Königsdynastie hin.

Inschriften, Brandspuren und Zerstörungen als Indizien

Berührten die Veränderungen der politischen Strukturen die gesamte Maya-Gesellschaft oder nur die Herrschenden? Das wollen Grube und Paap herausfinden. „Wir vergleichen die historischen Angaben, die wir auf Stelen und Altären finden, direkt mit den Erkenntnissen aus den Grabungen am selben Ort“, erklärt Paap. „Das macht den besonderen Reiz unseres Projektes aus. Vielleicht kommen wir zu ganz neuen Erkenntnissen über Ablauf und Ursache des so genannten Maya- Kollapses.“

Archäologe bei der Arbeit in Uxul © Universität Bonn

Hinweise auf ihre Allianzen, Kriege und Dynastiewechsel haben die Maya-Herrscher in Inschriften hinterlassen. Ob sich deren Beschreibung mit der Lebenswirklichkeit der übrigen Bevölkerung Uxuls deckt, verraten etwa Brandspuren, mutwillige Zerstörungen, verschleppte Skulpturen und veränderte Siedlungsmuster. Breite interdisziplinäre Zusammenarbeit ist nötig, um Fragen der Nahrungsmittelproduktion, Ernährung, Wasserversorgung oder des Handels zu klären.

Überraschung: Obsidian als Hinweis auf regen Fernhandel

Schon nach kurzer Zeit hat die Grabung auch schon erste Überraschungen zu Tage befördert, erzählt die Bonner Archäologin: „Gestaunt haben wir vor allem, wie viel Obsidian, es hier gibt.“ Das wertvolle vulkanischen Glas diente als Rohstoff für Klingen und Geschossspitzen und musste über den Fernhandel bezogen werden. Offenbar hatte Uxul wesentlich bessere Handelskontakte als das nur 30 Kilometer entferne, viel größere und mächtigere Calakmul. „Dort wurde über viele Jahre archäologischer Grabungen nicht annähernd die Menge von Obsidian gefunden, die wir in nur zwei Monaten ausgegraben haben.“

Von großer Bedeutung für die Forscher sind auch die Hieroglypheninschriften auf einer Stele, die Bonner Wissenschaftler entdeckten. Raubgräber hatten das Steinmonument zerstört und Fragmente der Inschrift über einen weiten Bereich verschleppt. Nun konnten die Teile wieder zusammengesetzt und die Inschrift entziffert werden, die von der Einweihung eines Schreins für den Gründer einer bedeutenden Adelsfamilie berichtet.

Schwierige Bedingungen

Die Grabung findet unter schwierigen Bedingungen statt: Im feucht- heißen Klima ist organisches Material kaum erhalten geblieben. Viele Gebäude stehen außerdem direkt auf dem gewachsenen Fels, tiefe Kulturschichten gibt es kaum. „Oft sind viele Hundert Jahre in einer nur halbmeterdicken Schicht

komprimiert“, sagt die Wissenschaftlerin. Eine große logistische Herausforderung stellt die Lage Uxuls tief im Biosphärenreservat von Calakmul dar: Die 40 Mitarbeiter müssen über einen 120 Kilometer langen Waldweg mit allem Nötigen versorgt werden. „Durch die große Dürre in diesem Jahr ist zudem das alte Wasserreservoir von Uxul ausgetrocknet, so dass auch Trinkwasser über eine größere Entfernung herangeschafft werden muss“, sagt Paap.

(Universität Bonn, 27.05.2009 – NPO)

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