Medizin

Radioaktive Mikropartikel gegen Krebs

Leberkrebs könnte durch neue Mikrotherapie besser bekämpft werden

Krebs kann heute in vielen Fällen geheilt werden, doch Menschen, die etwa an Leberkrebs erkrankt sind, haben immer noch eine schlechte Prognose. Hinzu kommt, dass Metastasen von anderen Krebsarten ebenfalls in die Leber streuen können, und auch hier kann die Leber als äußerst sensibles Organ nur eingeschränkt operiert oder strahlentherapeutisch behandelt werden. Ein neuer Ansatz zur Krebstherapie basiert nun auf radioaktiven Mikropartikeln, deren Strahlung direkt vor Ort die Krebszellen in der Leber vernichten und das gesunde Gewebe schonen soll.

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Das Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD) und die Firma ROTOP Pharmaka AG in Radeberg arbeiten gemeinsam an Mikropartikeln aus dem Eiweißstoff Albumin, die als Trägermoleküle für radioaktive Substanzen eingesetzt werden sollen. Zwei radioaktive Isotope eignen sich hierfür besonders gut: Yttrium-90 und Luthetium-177. Sie können aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften zur Therapie von Krebs verwendet werden.

Erste Versuche ermutigend

Die große Herausforderung besteht für die Forscher darin, das jeweilige Radionuklid absolut stabil mit dem Trägermolekül zu verbinden, so dass die radioaktive Dosis nur in der Umgebung der Krebszellen abgegeben wird. Versieht man Mikropartikel mit dem Nuklid Yttrium-86, so lässt sich der Weg der

radioaktiven Mikropartikel in kleinen Versuchstieren genau verfolgen. Die ersten Versuche hiermit waren sehr ermutigend, denn auch 48 Stunden nach der Injektion saßen die radioaktiven Partikel an ein und derselben Stelle im Körper fest. Weitere Versuche können nun mit radioaktiven Mikropartikeln, die mit einem Therapienuklid versehen sind, folgen. Bis zum fertigen Krebsmedikament sind allerdings noch viele Hürden zu überwinden.

Maßgeschneidertes Albumin nötig

Albumin als Ausgangssubstanz für die Mikropartikel ist biokompatibel und baut sich in biologischer Umgebung ab, so dass eine mehrfache Therapie damit möglich wäre. Das Albumin muss allerdings chemisch verändert werden, damit es die Radionuklide festhalten kann. Die Gruppe von Hans-Jürgen Pietzsch vom Institut für Radiopharmazie des FZD wählte dafür ein spezielles Molekül, das

sich dadurch auszeichnet, dass es sehr gut an Radionuklide und gleichzeitig auch an Biomoleküle bindet (im Fachjargon Chelator genannt, wobei „chele“ aus dem Griechischen kommt und die Zangen eines Krebses bezeichnet).

Bei ROTOP können die Mikropartikel aus Albumin für klinische Versuche in speziellen Labors hergestellt werden. Gemeinsam erforschen die Wissenschaftler derzeit, inwieweit Albumin als Trägermolekül für das Therapienuklid Luthetium-177 geeignet ist. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einem späteren Krebsmedikament. Das könnte dann mit einem Katheter in die Leber injiziert werden, und zwar genau in die Arterien, die den Tumorherd mit Blut versorgen. Dort sollen die radioaktiven Mikropartikel die Krebszellen durch die hohe Dosis direkt vor Ort abtöten.

(Forschungszentrum Dresden – Rossendorf, 25.05.2009 – NPO)

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