Seit 19 Jahren liefert das Hubble-Weltraumteleskop Bilder von Planetensystemen. Doch auch vom Erdboden aus lassen sich mittlerweile immer bessere Beobachtungen junger Sterne machen. So haben Jenaer Astronomen jetzt bei einem rund 400 Lichtjahre entfernten Stern eine Scheibe entdeckt, in der Planeten entstehen.
„Etwas ganz Besonderes“, beschreibt Professor Ralph Neuhäuser vom Astrophysikalischen Institut der Universität Jena, seine Entdeckung. Von der Erde aus sei solch eine Beobachtung zuvor nur vier Mal gemacht worden. Das Fachblatt „Astronomy & Astrophysics“ berichtet über die Ergebnisse der Studie und stellt auch ein Bild des Sterns vor.
Scheibe aus Gas und Staub
Vom Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in der chilenischen Atacama-Wüste aus haben die Jenaer Wissenschaftler die Scheibe aus Gas und Staub bei einem Stern am Südhimmel aufgespürt. „Genau genommen handelt es sich um einen Doppelstern, also zwei umeinander kreisende Sterne“, erläutert Neuhäuser. „Einen der beiden haben wir als leuchtschwaches Objekt neben seinem hell strahlenden Bruder ausmachen können.“
Das war 2001. Sieben Jahre folgten, in denen die Jenaer Wissenschaftler etliche weitere Aufnahmen der beiden Himmelskörper auswerteten, Lichtspektren aufzeichneten sowie Dichte und Temperatur bestimmten.
Entdeckung im Sternbild Corona Australis
„Ein schräg vor dem leuchtschwachen Objekt verlaufendes schwaches Band lieferte erste Hinweise für unsere Vermutung“, so Neuhäuser. Eine genaue Analyse der Strahlung gab schließlich Gewissheit. „Wir haben weitaus mehr infrarote Strahlen messen können, als dies normalerweise üblich ist“, berichtet der Jenaer Astronom. Diese tritt besonders bei kühler Materie, zum Beispiel in Form von Gas und Staub innerhalb solcher Planetenscheiben auf.
Wie ein Schwimmring umschließt die Scheibe den mit einer Million Jahre bei Astronomen als „sehr jung“ geltenden Stern. Dieser befindet sich nahe einem Sternentstehungsgebiet im Sternbild Corona Australis am Südhimmel. Das Besondere an der Entdeckung ist für Neuhäuser: „In der Scheibe aus Staub und Gas entstehen möglicherweise Planeten.“
Forscher fiebern Planetengeburt entgegen
Um das nicht zu verpassen, wollen die Wissenschaftler vom Astrophysikalischen Institut die Planetenentstehungsscheibe weiter beobachten. Im August sind die nächsten Aufnahmen in Chile geplant. Die sollen zeigen, ob sich die Scheibe mit einem Radius von 30 Astronomischen Einheiten – das sind 30 Mal die Entfernung zwischen Erde und Sonne – inzwischen verändert hat.
„Wenn es uns gelingt, die Geburt eines Planeten zu beobachten, können wir möglicherweise auch Rückschlüsse auf die Entstehung unseres Planetensystems ziehen“, hofft Neuhäuser.
(idw – Universität Jena, 22.05.2009 – DLO)