Medizin

Deutschland unter Stress

Umfrage: Jeder Dritte steht unter Dauerdruck

Stresskompass 2009 © Techniker Krankenkasse

Acht von zehn Deutschen empfinden ihr Leben als stressig, jeder Dritte steht sogar unter Dauerdruck. Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Beim Stress-Level gibt es jedoch große regionale Unterschiede zwischen Nordsee und Alpen. Unter dem größten Druck stehen die Menschen in Baden-Württemberg, Schlusslicht der Stresstabelle sind die Bayern – sie lassen es am ruhigsten angehen.

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„Stress bestimmt den Alltag in Deutschland immer stärker. Nicht nur im Job, in allen Lebensbereichen stehen wir unter Strom. Kaum jemand kann noch richtig abschalten – und dieses Leben auf Standby macht die Menschen krank“, sagt Professor Norbert Klusen von der TK. Bereits jeder Fünfte leidet unter gesundheitlichen Stressfolgen – von Schlafstörungen bis zum Herzinfarkt.

Je größer der Stress, desto kränker

„Je höher das Stress-Level, desto kränker sind die Menschen“, erklärt Karin Gangl, die die Studie beim F.A.Z.-Institut betreut hat. Menschen unter Dauerdruck leiden gegenüber wenig Gestressten mehr als doppelt so oft unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, der häufigsten Todesursache in Deutschland. Auch Rücken- und Kopfschmerzen, Infekte, psychische Probleme und Schlafstörungen treten laut der TK-Studie desto häufiger und stärker auf, je größer die Stressbelastung ist.

Arbeit am Limit

Stressfaktor Nummer eins ist der Job: Jeder dritte Berufstätige arbeitet am Limit. Hetze und Termindruck sind die Hauptgründe. Zudem leiden viele darunter, via Laptop oder Blackberry rund um die Uhr erreichbar zu sein – insbesondere Führungskräfte.

Bereits jeder dritte Berufstätige fühlt sich stark erschöpft oder gar ausgebrannt. Und das schlägt sich auch in hohen Fehlzeiten nieder, wie der TK-Gesundheitsreport zeigt. So waren die Menschen hierzulande im letzten Jahr fast zehn Millionen Tage wegen Burnout-Symptomen krankgeschrieben. Das heißt: Rund 40.000 Arbeitskräfte fehlten über das ganze Jahr im Büro oder an der Werkbank, weil sie sich ausgebrannt fühlten.

Immer häufiger Burnout-Syndrom

„Besonders beunruhigend ist dabei, dass die Zahl der Burnout-Krankschreibungen innerhalb der letzten fünf Jahre um 17 Prozent angestiegen ist“, sagt Helen Heinemann vom Hamburger Institut für Burnout-Prävention (IBP). Sie rät deshalb jedem, sein Stress-Level im Auge zu behalten.

„Nicht nur Manager sind betroffen. Besonders gefährdet sind Menschen in sozialen Berufen, Beschäftigte in Sandwich-Positionen zwischen zwei Hierarchieebenen, Schichtarbeiter und Berufspendler“, so die Psychotherapeutin.

Je größer der Stress, desto kränker © Techniker Krankenkasse

Hausfrauen gestresster als Manager

Nicht nur Berufstätige stehen unter Druck: Laut der Studie sind Hausfrauen und -männer noch gestresster. 95 Prozent von ihnen klagen über Stress, vier von zehn sind in körperlichem und psychischem Daueralarm: Der Puls rast, der Magen drückt und die Gedanken kommen nicht zur Ruhe. Damit stehen sie sogar stärker unter Strom als Führungskräfte.

Am meisten belasten die Hausfrauen und -männer dabei die Kindererziehung und die Sorge um die familiären Finanzen. Gerade Frauen stellen eigene Interessen zurück: Mehr als jede Zweite leidet darunter, eigene Bedürfnisse zugunsten ihrer Familie zu vernachlässigen, so der Report. Und ebenso viele setzen sich selbst unter Druck, weil sie es immer allen recht machen wollen.

„Die schlimmsten Stressfolgen drohen, wenn man wie in einem Hamsterrad strampelt und in keinem Lebensbereich ruhige Rückzugsfelder bleiben“, sagt Heinemann. Eltern, die sich im täglichen Spagat zwischen Beruf und Familie aufreiben, geraten deshalb auch besonders oft an ihre Belastungsgrenze.

Nimmt der Stress weiter zu?

Wirtschaftskrise, Geldsorgen und steigende Arbeitslosenzahlen stimmen die Deutschen nicht eben positiv. Fast jeder Zweite geht davon aus, dass der Stress in seinem persönlichen und beruflichen Umfeld in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird.

Besonders pessimistisch sind die Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie in Baden-Württemberg. Am zuversichtlichsten sind die Bayern: Von ihnen rechnet kaum jeder Dritte mit einem steigenden Stresspegel.

(Techniker Krankenkasse, 18.05.2009 – DLO)

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