Neurobiologie

Der Ton macht die Musik

Wie sich die Sprachmelodie im Gehirn zeigt

Tübinger und Genfer Wissenschaftler haben herausgefunden, wie sich die Sprachmelodie im Gehirn zeigt. Mithilfe der Hirnaktivierungsmuster konnten sie bestimmen, ob eine Person gerade Worte gehört hat, die in fröhlichem, ärgerlichem, erleichterten oder traurigen Ton gesprochen wurden.

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Damit gelang es den Forschern erstmals zu demonstrieren, dass emotionale Informationen durch spezifische räumliche Aktivierungsmuster im Gehirn repräsentiert sind. Sie berichten über ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Current Biology“.

Sprachmelodie verrät Emotionen

Im täglichen Miteinander, wie beispielsweise am Telefon, spielt die korrekte Interpretation der Sprachmelodie eine zentrale Rolle, vor allem wenn keine visuelle Information zur Verfügung steht. Frühere Studien konnten belegen, dass stimmsensitive Areale der Hörrinde stärker auf emotionale als auf neutrale Reize ansprechen.

Jedoch ist dieser Zuwachs für alle Emotionen nahezu gleich, so dass es unmöglich ist anhand dieses Aktivitätsanstiegs mit konventionellen Analysen eine spezifische Emotion zu identifizieren.

Pseudoworte in unterschiedlichem Tonfall gesprochen

Forscher um Dr. Thomas Ethofer von der Tübinger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie spielten im Rahmen ihre neuen Studie den Testpersonen während der funktionellen Kernspinuntersuchung Pseudoworte wie „Ne kalibam sut molem“ vor, die entweder in fröhlichen, ärgerlichen, neutralen, erleichterten oder traurigen Tonfall gesprochen wurden. Danach werteten die Wissenschaftler die gemessene Aktivierung der Hörrinde mittels Mustererkennungsanalysen aus.

„Während konventionelle Methoden jeden Punkt im Gehirn isoliert betrachten, verfolgten wir einen Ansatz, der das gesamte Aktivierungsmuster mit einbezieht. Man kann sich das in etwa so vorstellen: Sitzt man vor einem Puzzle aus schwarzen und weißen Teilen kann man kaum entscheiden, ob sie zu einem Zebra oder einem Schachbrett gehören. Setzt man die Teile jedoch korrekt zusammen, ist dies relativ einfach möglich“, erklärt Ethofer. Tatsächlich konnten die Forscher zeigen, dass jede Emotion gegen alle anderen Alternativen erfolgreich abgegrenzt werden kann.

Weitere Forschung nötig

Das erfolgreiche Erkennen von Emotionen in der Stimme ist für ein gesundes Sozialleben immens wichtig und bei einer Reihe von psychiatrischen Erkrankungen beeinträchtigt. So gibt es spezifische Defizite beim Erkennen von Ärger und Traurigkeit bei Schizophrenie, Furcht und Überraschung bei Patienten mit bipolarer Störung und Überraschung bei Depression.

Künftige Studien könnten nach Ansicht der Wissenschaftler mit ähnlichen Ansätzen untersuchen, ob diese Defizite auf beeinträchtigte Aktivitätsmuster der Hörrinde zurückzuführen sind, oder ob sie auf einer Störung von frontalen Hirnarealen beruhen, die dann zu einer fehlgeleiteten Beurteilung führen.

(idw – Universitätsklinikum Tübingen, 15.05.2009 – DLO)

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