Was werden Landwirte anbauen, wenn Raps, Mais und Co. nicht mehr genug Regen bekommen und sich Missernten durch Hitzewellen sich häufen? Zumindest für die Energiepflanzen hat dies ein Forschungsprojekt nun untersucht. Ihr Ergebnis: Langfristig könnten Futterhirse oder Sudangras tatsächlich ein gewohntes Bild auf deutschen Äckern werden.
Dass mit dem Klimawandel Wasser künftig in der Landwirtschaft der limitierende Faktor sein wird, ist unstrittig. Dabei geht es nicht nur um jährliche Niederschlagsmengen. Das Wasser muss auch zu bestimmten Zeiten, nämlich während der Hauptwachstumsphase der Pflanzen, verfügbar sein. Das Problem lässt sich nicht beliebig durch eine Zusatzbewässerung kompensieren. Deshalb könnten Energielandwirte zukünftig immer mehr auf an Trockenheit angepasste Energiepflanzen wie Futterhirse oder Sudangras angewiesen sein. Welche Strategien für die deutschen Anbaugebiete geeignet sind, haben Wissenschaftler vom Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig seit 2005 untersucht.
Um die Trockentoleranz von Futterhirse, Sudangras und Mais zu vergleichen, werden derzeit auf dem Braunschweiger Versuchsfeld die drei Kulturen nebeneinander ausgesät. „Bisher gab es kaum Erfahrungswerte zum Wasserbedarf der neuen Rohstoffpflanzen“, berichtet Siegfried Schittenhelm. Leiter des Teilprojekts „Bewässerung und Wasserbedarf von Energiepflanzen“. Die Sorghumhirsen sind wie Mais C4-Pflanzen und sehen diesem auch sehr ähnlich. Dabei sind sie deutlich trockentoleranter, da sie ihr Wachstum bei Trockenheit unterbrechen und später wieder aufnehmen können. „Bei den prognostizierten längeren Sommertrockenperioden sind sie damit eindeutig im Vorteil“, sagt der Wissenschaftler vom JKI.
Noch geht es dem Mais gut
Ihm geht es darum zu schauen, wie sich die Pflanzen auf deutschen Äckern entwickeln, wie sich ihr Ertrag durch pflanzenbauliche Maßnahmen steigern lässt und wie sie sich sinnvoll in eine Fruchtfolge einbinden lassen. Schließlich soll mit weniger Wasser derselbe Biomasseertrag produziert werden. „Hohe und stabile Biomasseerträge sind eine wesentliche Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen“, so
Schittenhelm. Unter den jetzigen Bedingungen macht Mais noch eine ausreichend gute Figur, vorausgesetzt, es fällt genügend Regen während seiner Hauptwachstumszeit von Juni bis August.
Winterkulturen werden wichtiger
Eine weitere geeignete Anpassung an den Klimawandel sehen die Forscher in der effizienten Ausnutzung der Winterbodenfeuchte. Besonders geeignet sei eine Winterkultur wie Grünschnittroggen. Er wird bereits im Mai „grün“ geerntet. Danach ist das Feld frei für wärmeliebende Sommerkulturen wie Sorghumhirse oder Mais. Beim Anbau zweier Kulturen verteilen sich zudem die witterungsbedingten Produktionsrisiken auf zwei Ernten.
Entsprechendes gilt auch für den Mischanbau. So könnte der gleichzeitige Anbau von Sonnenblume und Mais auf demselben Feld nicht nur zu einem vielgestaltigeren Landschaftsbild beitragen, möglicherweise erzielt man mit einem Rohstoffmix auch höhere Gasausbeuten als wenn nur Mais in der Biogasanlage landet.
Hirse in Brandenburg
Auf sommertrockenen Sandböden, wie sie beispielsweise in Brandenburg vorherrschen, lassen sich die nötigen hohen und stabilen Erträge in Zukunft nur erreichen, wenn die Felder künstlich bewässert werden. Eine gezielte Bewässerung in der Wachstumsphase würde sich sogar rechnen, ist jedoch nicht überall möglich oder ökologisch sinnvoll. Langfristig werden also wahrscheinlich mehr trockentolerante Kulturen wie
Futterhirse und Sudangras auf deutschen Äckern zu finden sein.
Letztlich muss sich der Einsatz der Produktionsmittel für den Landwirt rechnen. Mit pauschalen Empfehlungen ist es nicht getan, denn es geht um nachhaltige Anbausysteme für die Praxis. Deshalb spielen neben dem vom Julius Kühn-Institut und seinen Partnern untersuchten Aspekt „Wasser“ auch die Bodenbearbeitung, Aussaat- und Erntezeiten, Silierfähigkeit und Biogasausbeuten verschiedener Kulturen sowie ökologische und ökonomische Folgewirkungen eine entscheidende Rolle. Antworten auf diese Fragen werden in fünf weiteren Teilprojekten erarbeitet.
(Julius Kühn-Institut, 07.05.2009 – NPO)