Paläontologie

Fossilien im „Steinofen“ gebacken

Erst eine Erhitzung ließ die Burgess Shale-Fossilien versteinern

Warum sind die Fossilien aus dem Burgess Shale in Kanada so extrem gut erhalten, obwohl sie 500 Millionen Jahre alt sind und noch dazu Temperaturen von bis zu 300°C überstehen mussten? Britische Forscher erklären dies nun in der Fachzeitschrift „Geology“ und sehen in ihren Ergebnissen eine komplett neue Theorie der Fossilentstehung.

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Die Schwarzschiefersedimente von Burgess Shale im kanadischen British Columbia gehören zu den bedeutendsten Fossil-Lagerstätten der Erde. In den rund 505 Millionen Jahre alten Ablagerungen sind äußerst seltene Fossilien der schalen- und skelettlosen Tierwelt des Mittleren Kambriums erhalten geblieben, einer Zeit, in der sich das Leben in sehr kurzer Zeit sehr stark entwickelte. Die gute Konservierung sogar von feinsten Details der Weichteile dieser Organismen ist äußerst ungewöhnlich, denn normalerweise bleiben nur Knochen, Schalen und andere harte Bestandteile erhalten.

„Steinofen“ im Untergrund

Erstaunlich ist dies vor allem angesichts der Tatsache, dass die Fossilien im Laufe der Erdgeschichte für Jahrmillionen tief in der Erdkruste begraben und dort Temperaturen von mehr als 300°C ausgesetzt waren. Erst viel später gelangten die Schiefergesteine durch die gewaltigen Auffaltungen der Gebirgsbildung wieder in die Nähe der Oberfläche. Bisher galten solche Bedingungen immer als absolut zerstörerisch, doch die Burgess Shale Fossilien haben es offensichtlich dennoch überstanden. Aber warum?

Genau dieses Rätsel haben nun Alex Page und seine Kollegen Phil Wilby, Sarah Gabbott und Jan Zalasiewicz von den Universitäten von Cambridge und Leicester und dem British Geological Survey gelöst. Sie unterzogen die Fossilien aus dem Burgess Shale erneut einer genauen Untersuchung.

Hitze förderte Mineralwachstum

Diese enthüllte, dass ausgerechnet das vermeintlich so zerstörerische Erhitzen eine Schlüsselrolle für die Konservierung der urzeitlichen Lebewesen spielte. Denn erst der „Steinofen“ regte die Bildung von Mineralien in den sensiblen organischen Geweben der Fossilien an und erzeugte so das detailgetreue versteinerte Abbild von Kiemenstrukturen, Augen und sogar Borsten. „Das liefert uns eine komplett neue Theorie darüber, wie sich Fossilien bilden“, erklärt Page. „Die tiefe Erhitzung hat die Fossilien zwar nicht zu Asche verbrannt, aber es hat sie auf jeden Fall im Steinofen gebacken.“

(University of Leicester, 13.11.2008 – NPO)

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