Magnetfeld beeinflusst Löslickeit von Gasen im Wasser
Der Biophysiker Alexander Pazur und der Geophysiker Michael Winklhofer von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München untersuchten nun erstmals, wie sich das Erdmagnetfeld auf die Löslichkeit von Kohlendioxid im Meerwasser auswirkt. Kohlendioxid ist als Treibhausgas bekannt, und sein Anteil in den Ozeanen und in der Atmosphäre spielt eine wichtige Rolle für die Temperaturen auf der Erde. Die Forscher verwendeten in ihren Versuchen Meerwasser, das sie zunächst entgasten und anschließend unterschiedlich starken Magnetfeldern aussetzten, die in der Größenordnung der natürlichen zeitlichen Schwankungen des Erdmagnetfelds lagen. Dabei maßen Pazur und Winklhofer, wie viel Gas die Flüssigkeit aufnahm, wenn sie mit normaler Luft in Kontakt gebracht wurde. Die Temperatur des Meerwassers wurde während des Experiments konstant auf vier Grad gehalten.
Die Ergebnisse zeigten, dass selbst kleine Veränderungen des Magnetfelds die Löslichkeit von Gasen im Wasser verändern. „Wenn das Magnetfeld schwächer war, löste sich 15 Prozent weniger Luft im Wasser als bei einem stärkeren Magnetfeld“, erläutert Winklhofer. „Für Kohlendioxid war der beobachtete Effekt sogar doppelt so stark.“
Die Naturwissenschaftler verwendeten in ihrem Versuch ein Magnetfeld von 50 Mikro-Tesla Feldstärke, welches dem normalen Erdmagnetfeld in unseren Breitengraden entspricht, und ein Magnetfeld von 20 Mikro- Tesla, um ein abgeschwächtes Feld zu simulieren. „Wir schließen aus den Ergebnissen, dass die Stärke des Magnetfelds den Gasaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre beeinflusst“, sagt Winklhofer.
Effekt stärker als der der Vulkane
Anhand ihrer Resultate rechneten die Wissenschaftler hoch, wie viel Prozent mehr CO2 in die Atmosphäre gelangen würde, wenn das Erdmagnetfeld um einen bestimmten Betrag abnehmen würde. Ihre Analysen zeigen, dass eine Abschwächung um ein Prozent pro Jahrzehnt dazu führen würde, dass 0,35 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr mehr freigesetzt werden. Dieser Effekt ist deutlich größer als der CO2-Ausstoß von Vulkanen, der bei 0,03 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr liegt. „Allerdings ist der Beitrag des Menschen zu den CO2-Emissionen in der Atmosphäre deutlich höher“, betont Winklhofer.“Er liegt bei sieben Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr.“
Berücksichtigung in Klimamodellen sinnvoll
Deshalb sei es absurd, das schwächer werdende Erdmagnetfeld für den Klimawandel verantwortlich zu machen, sagt der Geowissenschaftler. Allerdings wirke der Effekt in die gleiche Richtung wie der durch den Menschen verursachte Ausstoß und sollte deshalb in Klimamodellen Berücksichtigung finden. „Dies könnte dazu beitragen, die Genauigkeit der Vorhersagen zu erhöhen“, so Winklhofer. Der Geophysiker ist optimistisch, mit der Studie eine neue Forschungsrichtung angestoßen zu haben: „Ich denke, dass die Ergebnisse bei vielen Wissenschaftlern Interesse auslösen werden.“
Auch Winklhofer und seine Kollegen planen, den Magnetfeldeffekt in weiterführenden Studien genauer unter die Lupe zu nehmen. „Unser nächstes Ziel ist, die Bedingungen, unter denen der Effekt auftritt, systematisch und mit noch feineren analytischen Methoden zu untersuchen“, sagt der Geophysiker. „Wichtig wäre zum Beispiel, den Gasaustausch bei verschiedenen Wassertemperaturen sowie bei unterschiedlichem Salzgehalt und Säuregrad des Meerwassers zu beobachten. Außerdem sollten auch Experimente unter natürlichen Bedingungen, also direkt im Meer, durchgeführt werden.
(Universität München, 07.10.2008 – NPO)
7. Oktober 2008