Forscher haben ein Enzym entdeckt, mit dessen Hilfe sich Autoimmunreaktionen im menschlichen Körper unterdrücken lassen. Wie sie in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) berichten, könnten ihre Ergebnisse neue therapeutische Möglichkeiten zur Bekämpfung von Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Arthritis oder Systemischen Lupus Erythematodes (SLE) möglich machen.
Das menschliche Immunsystem ist in der Lage, Bakterien und Viren, die in den Körper eingedrungen sind, effizient zu bekämpfen und so den Organismus vor lebensbedrohlichen Infektionen zu schützen. Kommt es jedoch zu einer Fehlsteuerung im Immunsystem, kann dies dazu führen, dass die Antikörper eigentlich gesundes Gewebe angreifen und im schlimmsten Fall chronische Erkrankungen wie etwa Multiple Sklerose oder Arthritis auslösen.
Schädigende Wirkung der Antikörper blockiert
Das Team um Professor Dr. Falk Nimmerjahn von der Universität Erlangen-Nürnberg hat nun in Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe der Universität Lund in Schweden einen besonders erfolgversprechenden Therapieansatz gefunden, der die schädigende Wirkung der Antikörper blockiert.
Die Forscher haben ein bakterielles Enzym identifiziert, das die so genannte Zuckerseitenkette des Antikörpers entfernt. Das Zuckermolekül ist Bestandteil jedes Antikörpers. Fehlt die Zuckerseitenkette, kann der Antikörper nicht funktionieren und verliert seine entzündliche Wirkung. Bisher war es der Wissenschaft noch nicht möglich, diese Schwachstelle der Antikörper gezielt anzugreifen.
Autoimmunerkrankung unterdrückt
Im Tiermodell ist es den Wissenschaftlern gelungen, eine Reihe von Autoimmunerkrankungen erfolgreich zu unterdrücken. Außerdem konnten die Forscher zeigen, dass auch menschliche Antikörper nach Behandlung mit dem Enzym ihre entzündliche Wirkung verlieren. Ein großer Vorteil der neuen Therapie ist, dass das Enzym gezielt auf bestimmte Antikörper wirkt und nicht – wie derzeit gängige Verfahren – das Immunsystem komplett unterdrückt und die Patienten anfällig für Infektionen macht.
(idw – Universität Erlangen-Nürnberg, 29.09.2008 – DLO)