Ökologie

Fremde Pflanzen überschwemmen Europa

Anzahl fremder Arten in den letzten 25 Jahren deutlich gestiegen

Kanadische Berufkraut (Conyza canadensis) © André Künzelmann / UFZ

Die Anzahl eingeschleppter Pflanzenarten hat sich in den letzten 25 Jahren mehr als verdreifacht. Das geht aus einer Studie europäischer Wissenschaftler hervor, die Daten aus 48 europäischen Ländern und Regionen ausgewertet hatten. Dabei wurden 5.789 Pflanzenarten als gebietsfremd eingestuft. 2.843 davon seien außereuropäischen Ursprungs, berichten die Forscher im Fachblatt „Preslia“.

1980 hatten Wissenschaftler dagegen nur 1.568 gebietsfremde Arten registriert. Davon waren 580 außereuropäischen Ursprungs. Wie die Forscher in ihrer neuen Studie weiter feststellten, kommen pro Jahr durchschnittlich etwa sechs neue Arten in Europa hinzu.

Die Inventarisierung von Informationen über gebietsfremde Arten soll helfen, europaweite Managementstrategien zu entwickeln und so die biologische Vielfalt zu schützen. Neue Arten, die Ökosysteme nachhaltig verändern, indem sie beispielsweise einheimische Arten verdrängen, gelten als eine der größten Gefährdungen für die Biodiversität.

Kanadisches Berufkraut, Topinambur und Gewöhnliche Robinie

Laut dem Report wurden die meisten eingewanderten Pflanzenarten aus Belgien, Großbritannien und Tschechien gemeldet. Großbritannien, Deutschland und Belgien sind dagegen die Länder, in denen die meisten neuen Arten stabile Populationen bilden konnten und inzwischen als eingebürgert gelten.

Zu den inzwischen am weitesten verbreiteten neuen Pflanzenarten gehören das Kanadische Berufkraut (Conyza canadensis), Topinambur (Helianthus tuberosus) und die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia), die alle ursprünglich aus Nordamerika stammen. Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler sind mehr als drei Viertel aller neuen Pflanzenarten unbeabsichtigt nach Europa gelangt.

Einwanderer aus Nordamerika: Das Kanadische Berufkraut © André Künzelmann / UFZ

Große volkswirtschaftliche Schäden?

Neue Pflanzenarten können aber nicht nur die einheimische Flora bedrohen, sie rufen öfter auch volkswirtschaftliche Kosten hervor, wie zum Beispiel die Beifuß-Ambrosie. Sie stammt ursprünglich aus Nordamerika und hat sich mittlerweile bereits in weiten Teilen Europas ausgebreitet. Ihre Pollen zählen zu den aggressivsten Allergie-Auslösern. Erste Schätzungen für Deutschland ergaben jährliche Kosten von circa 70 Millionen Euro bei nur drei von insgesamt 470 der sich am stärksten ausbreitenden Neophyten.

Im Rahmen des EU-Projektes DAISIE (Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe) wurden zum ersten Mal für die Länder Europas alle bekannten Invasionsarten erfasst. Dabei wurden Informationen zu Ökologie und Verbreitung von gebietsfremden Pflanzen und Tieren gesammelt. Am Projekt waren Forschungseinrichtungen und Organisationen aus 15 Nationen beteiligt – darunter auch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

(idw – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, 18.09.2008 – DLO)

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