Medizin

Paracetamol erhöht Asthma-Risiko um das Dreifache

Europäische Studie bestätigt Zusammenhang zwischen Allergie und Schmerzmitteleinnahme

Erwachsene, die mindestens einmal wöchentlich Paracetamol einnehmen, haben eine dreifach höhere Wahrscheinlichkeit, Asthma zu bekommen. Das ist das Ergebnis einer EU-finanzierten Studie, die jetzt im „European Respiratory Journal“ erschienen ist. Untersucht wurden insgesamt 1.000 Personen. Andere Schmerzmittel hatten dabei offenbar keine Asthma-fördernde Wirkung.

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Wissenschaftler aus ganz Europa waren an der von „GA²LEN“, dem „Global Allergy and Asthma European Network“, durchgeführten Studie beteiligt. An mehr als 500 Erwachsenen mit Asthma und 500 Kontrollpersonen untersuchten sie die Häufigkeit der Einnahme verschiedener Schmerzmittel. Dabei zeigte sich tatsächlich eine Korrelation zwischen einer regelmäßigen Paracetamol–Einnahme und der Häufigkeit von Asthma-Symptomen.

„Die epidemiologischen Hinweise mehren sich, die einen Zusammenhang zwischen Paracetamol-Einnahme und Asthma zeigen”, erklärt Seif Shaheen vom Imperial College London, einer der Autoren der Studie. „Seit 2000 haben schon mehrere Veröffentlichungen diese Verbindung berichtet, beispielsweise aus Großbritannien und den USA.“ Gestützt wird dies auch durch die Beobachtung, dass Asthma in Ländern mit hohen Verkäufen von Paracetamol sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen stärker verbreitet ist.

Hemmende Wirkung auf Antioxidans

Eine erste Hypothese, warum gerade dieses Schmerzmittel Asthma fördert, haben die Forscher auch bereits: Ihrer Vermutung nach könnte dies mit der Glutathion-senkenden Wirkung des Paracetamol zusammenhängen. Dieses in den Lungen vorkommende Peptid gehört zu den wichtigsten Antioxidantien im Körper und trägt auch dazu bei, die Schleimhäute der Atemwege gegen Schäden durch Tabakrauch oder Luftschadstoffe zu schützen.

„Angesichts der Tatsache, dass Asthma eine verbreitete Krankheit ist und Paracetamol ein gängiges Schmerzmittel ist es jetzt wichtig herauszufinden, ob diese Verbindung wirklich eine ursächliche ist”, so Shaheen. „Eine klinische Studie könnte hier der einzige Weg sein um eine endgültige Antwort zu finden.“

GA²LEN, das Global Allergy and Asthma European Network wird durch das 6. Forschungsrahmenprogramm der EU gefördert und ist ein Zusammenschluss von 26 europäischen Forschungseinrichtungen sowie der Europäischen Akademie für Allergie und klinische Immunologie (EAACI) und der Europäischen Föderation der Allergiepatientenvereinigungen (EFA). Die multidisziplinären Forschungsteams von GA²LEN sind spezialisiert auf die Untersuchung aller Aspekte von allergischen Erkrankungen mit dem Ziel, Risikofaktoren und –mechanismen zu ergründen und europaweit die Forschungen zu koordinieren.

(GA²LEN – Imperial College London, 17.09.2008 – NPO)

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