Die Pille schützt nicht nur vor ungewollter Schwangerschaft, sie beeinflusst auch, wie attraktiv der Duft eines Mannes auf eine Frau wirkt. Während sonst Düfte von genetisch unähnlichen Partner anziehend wirken, kehrt sich dies mit regelmäßiger Einnahme der Pille um – mit unter Umständen negativen Folgen für eine Partnerschaft.
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Bei der Partnerwahl spielt unsere Nase eine wichtige Rolle. Denn über den Duft des Gegenübers stellen wir unbewusst fest, ob er oder sie uns genetisch ähnlich ist. Haben beide Partner sehr verschiedene Gene, ist dies für den potenziellen Nachwuchs ein Vorteil, denn die Würfel werden dann quasi neu gemischt. Deshalb wirkt, so jedenfalls die geltende Lehrmeinung, der Duft des „Anderseins“ besonders attraktiv. Entscheidend für die individuelle Duftsignatur ist unter anderem ein Proteinkomplex des Immunsystems, der „Major Histocompatibility Complex (MHC)“, der mit den Hautbakterien wechselwirkt.
Pille kehrt Duftpräferenz um
Wissenschaftler der Universität von Liverpool haben nun untersucht, wie sich die Duftpräferenzen von Frauen verändern, die zur Empfängnisverhütung die Pille nehmen. Dazu sammelten sie zunächst Duftproben von 97 männlichen Freiwilligen. Aus dieser Menge wählten sie für jede der 100 Probandinnen jeweils sechs Proben aus und baten sie, aus diesen die ihnen am angenehmsten und attraktivsten erscheinenden auszusuchen – und zwar jeweils einmal vor und einmal nach dem Beginn der regelmäßigen Pillennutzung.
„Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Vorlieben der Frauen mit der regelmäßigen Einnahme der Pille allmählich in Richtung der genetisch ähnlichen Düfte verschoben”, erklärt Craig Roberts, Dozent für evolutionäre Psychologie an der Universität. Im Extremfall könnte dies bedeuten, dass eine Frau, die die Pille nimmt, einen anderen Partner wählt, als sie dies ohne getan hätte.
Beziehungsprobleme nicht ausgeschlossen
„Die MHC-Ähnlichkeit in Paaren könnte zu Fruchtbarkeitsproblemen führen”, erklärt Roberts. “Aber auch zum Ende einer Beziehung, wenn die Frauen aufhören, die Pille zu nehmen. Denn die Duftwahrnehmung spielt eine wichtige Rolle darin, die Anziehung eines Partners zu erhalten.”
Genetisch gesehen ist die unter „Pilleneinfluss“ entstandene Verbindung von zwei genetisch ähnlichen Partnern auch nicht gerade von Vorteil, denn bekommen sie irgendwann doch ein Kind, steht diesem besonders bei den immunrelevanten Genen weitaus weniger genetische Vielfalt zur Verfügung. Als Folge könnte das Immunsystem weniger robust sein als das eines Kindes zweier genetisch sehr verschiedener Partner.
(University of Liverpool, 13.08.2008 – NPO)