Medizin

Früherkennung von Multipler Sklerose verbessert

Neues MRT- Kontrastmittel ermöglicht Diagnose im frühen Krankheitsstadium

Je früher eine Behandlung der Multiplen Sklerose beginnt, desto größer ist die Chance auf ihre Wirksamkeit. Doch die Früherkennung der Krankheit ist schwierig. Jetzt haben Wissenschaftler ein neues Kontrastmittel entwickelt, dass die Enzündungsherde im Nervensystem besser sichtbar macht. Ihre Ergebnisse sind in der Online- Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Brain“ veröffentlicht.

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Die MS ist eine chronische entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems unbekannter Ursache. Meist beginnt sie im jungen Erwachsenenalter; Frauen sind häufiger betroffen. In Deutschland sind rund 120.000 Patienten erkrankt. Gekennzeichnet ist die MS durch vielfältige entzündliche Herde, in denen die Nervenfasern die schützenden Markscheiden verlieren. Diese Entmarkungsherde verursachen neurologische Ausfälle, die sich wieder zurückbilden können. In späteren Stadien kann es dann auch zu einem Verlust von Nervenfasern mit irreversiblen Schäden kommen.

Die Magnetresonanztomografie (MRT) spielt eine entscheidende Rolle in der Frühdiagnose der MS, denn im frühen Stadium ist eine medikamentöse Behandlung noch besonders erfolgreich. Bislang konnte eine frühe Diagnose jedoch meist nicht mit Sicherheit gestellt werden, insbesondere wenn keine oder nur wenige Entzündungsherde in der MRT-Aufnahme zu finden waren.

Mehr Entzündungsherde sichtbar

Die Wissenschaftler aus Heidelberg und Würzburg untersuchten nun mit einem neuen Kontrastmittel Gehirn und Rückenmark von Tieren zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Krankheitsverlaufs und fanden dabei deutlich mehr entzündliche Läsionen als mit herkömmlichen Kontrastmitteln. „Mit dem neuen Kontrastmittel konnten wir fünf bis zehn Mal mehr entzündliche Läsionen im Vergleich zu üblichen MRT-Bildern und Kontrastmitteln sichtbar machen“, berichtet Professor Martin Bendszus, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Gewebeuntersuchungen der Läsionen zeigten, dass es sich hierbei tatsächlich um Entzündungsherde handelte. Insbesondere im Rückenmark oder im Sehnerv, die zu den schwer zu untersuchenden Nervenregionen zählen, war die neue Diagnostik deutlich überlegen. Das neue Kontrastmittel Gadofluorine M stellt MS-Läsionen vermutlich besser da, weil es besonders gut an bestimmte Bestandteile der Zellumgebung in den entzündlichen Herden bindet. Dadurch reichert es sich in höherer Konzentration in den Läsionen an.

Neue Chance für frühzeitige Therapie

Die Ergebnisse der Studie könnten die Behandlungsergebnisse bei MS entscheidend verbessern helfen. „MS ist die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit und Behinderung im jungen Erwachsenenalter“, erklärt Bendszus. „Neue Therapien haben einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf, werden jedoch häufig nicht rechtzeitig eingesetzt, da die Diagnose MS oft erst im fortgeschritteneren Stadium gestellt werden kann.“

Das nächste Ziel der interdisziplinären Arbeitsgruppe ist nun die Weiterentwicklung des neuen MRT-Kontrastmittels für eine Anwendung in der klinischen Routine. Bislang ist das Kontrastmittel noch nicht zugelassen. Für die geplante klinische Anwendung sind weitere präklinische Untersuchungen erforderlich.

(Universitätsklinikum Heidelberg, 29.07.2008 – NPO)

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