Genetik

Wilder Gen-Mix beim Schnabeltier

Erste Gen-Entschlüsselung enthüllt DNA von Vogel, Reptil und Säuger

Schnabeltier © Healesville Sanctuary, Victoria, Australia

Das Schnabeltier ist ein Kuriosum: Es legt Eier, ist ein Säugetier und trägt einen Schnabel wie eine Ente. Jetzt hat die Entschlüsselung des Platypus-Genoms gezeigt, dass die Merkwürdigkeiten nicht nur äußerlich sind: Die DNA des Schnabeltiers ist ebenfalls eine wilde Mischung aus Vogel-, Reptilien- und Säuger-DNA, wie eine internationale Forschergruppe feststellte.

Als 1798 die ersten Skizzen des in Australien beheimateten Schnabeltiers in England erschienen, hielten alle es zunächst für einen Scherz – zu seltsam sah dieses angeblich existierende Wesen aus. Doch Platypus, so die Fachbezeichnung für das zu den so genannten Monotremen gehörende Schnabeltier, gab es tatsächlich. Diese Tiergruppe spaltete sich ganz am Anfang der Säugerevolution ab und gilt damit heute als eie Art Relikt der frühen Säugerentwicklung.

Mischung verschiedenster Gene

Mark Batzer und Andrew C. Pereboom von der Louisiana State University, haben nun gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam das Genom dieses seltsamen Tieres analysiert und eine erste vorläufige Sequenzierung veröffentlicht. Dabei zeigte sich, dass das Eier legende Säugetier nicht nur äußerlich so wirkt, als wäre es aus verschiedenen Tierarten zusammengesetzt.

Platypus-Genom: Mischung aus Vogel-, Reptilien- und Säuger-DNA © Zina Deretsky, National Science Foundation

„Ihre Genorganisation war seltsam und ein wenig unerwartet“, erklärt Batzer. „Sie erschien weitaus Vogel- und Reptilien-ähnlicher als Säuger-typisch, obwohl es als Säugetier eingestuft wird.“ Das Schnabeltier entstand kurz nachdem sich die Säugervorfahren vor rund 315 Millionen Jahren von den Sauropsiden abspalteten. Daher enthält das Genom zahlreiche stammesgeschichtlich sehr alte Sequenzen und kann auch wertvolle Informationen darüber liefern, wie sich die Säuger entwickelten.

Wertvolle Hinweise zur genetischen Krankheitsentstehung

„Die DNA enthält kleine, so genannte mobile Elemente, die Kopien ihrer selbst herstellen und diese dann anderswo im Genom einbauen“, so Weiss. „Diese Elemente beeinflussen wichtige evolutionäre Prozesse und wir möchten mehr über sie erfahren.“ Sein Kollege Batzer fährt fort: „Die mobilen Elemente galten einst als zu klein, um eine Funktion zu haben, aber in Wirklichkeit erzeugen sie Einfügungen und Lücken, die beispielsweise zu genetisch bedingten Krankheiten beim Menschen führen können. Gleichzeitig sind sie auch bei der Entwicklung völlig neuer Gene und Genfamilien beteiligt.“ Die Forscher hoffen, durch die Analyse dieser sehr frühen Säuger-DNA auch mehr über die grundlegenden Mechanismen der Krankheitsentstehung zu erfahren.

Schnabeltier als Kuriosum © Gerry Pearce, australian-wildlife.com

Hilfe für vom Austerben bedrohte Art

Doch die Studie hat auch Folgen für das Schnabeltier, das mittlerweile in seiner Existenz bedroht ist. Das scheue Tier pflanzt sich nur schwer in der Gefangenschaft fort und steht daher unter strengem Schutz. Die Genanalyse enthüllte, dass einige der Platypus-Populationen schon seit längerer Zeit voneinander isoliert sind. So unterscheiden sich die Schnabeltiere auf Tasmanien genetisch deutlich von ihren Artgenossen auf dem australischen Festland. Die neuen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, das Tier noch besser zu schützen und auch die Zuchtbemühungen zu verbessern.

(National Science Foundation, 08.05.2008 – NPO)

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