Die Jetstreams – eine Art Windautobahnen hoch oben in der Atmosphäre der Erde – haben auf der Nordhalbkugel damit begonnen, sich polwärts zu verschieben. Vermutlich durch den Klimawandel ausgelöst, könnte dieser Trend zukünftig für stärkere und häufigere Stürme und Hurrikans sorgen. Das ergab eine jetzt in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ veröffentlichte Studie.
Hoch in der Atmosphäre umkreisen gewaltige Windströme die Erde. Diese so genannten Jetstreams haben einen starken Einfluss auf das gesamte Wettersystem der Erde und besonders auf die Zugbahnen von Sturmtiefs und Hurrikans. Im Zuge des Klimawandels scheinen sich nun auch die Routen und Stärken der Jetstreams allmählich zu verändern. Eine neue Studie von Forschern der Carnegie Institution kam zu alarmierende Ergebnissen.
Cristina Archer und Ken Caldeira, Geowissenschaftler der Carnegie Institution haben die Veränderungen der Jetstreams in einer Zeitspanne von 23 Jahren – von 1979 bis 2001 – untersucht. Dafür werteten sie Daten zur durchschnittlichen Position und der Stärke der Windströme aus, die im Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen, der amerikanischen Umweltbehörde sowie dem nationalen Zentrum für Atmosphärenforschung gesammelt worden waren. Die Daten beinhalteten sowohl die Ergebnisse von Wettervorhersagemodellen, als auch Daten von Wetterballons, Messstationen und Satelliten.
Nordverschiebung der Windströme
Die Auswertung ergab, dass sich die Jetstreams der Nordhalbkugel innerhalb von 23 Jahren allmählich aber stetig polwärts verschoben haben. Um durchschnittlich 19 Kilometer pro Jahrzehnt wanderten sie. Das erscheint zwar relativ wenig, doch nach Ansicht der Forscher könnte dies, wenn sich der Trend fortsetzt, deutlich spürbare Folgen haben.
„Die Jetstreams sind die treibende Kraft für das Wetter der halben Erde“, erklärt Archer. „Daher ist klar, dass Veränderungen in diesen Strömen das Potenzial besitzen, ausgedehnte Klimasysteme und damit auch große Teile der Menschheit zu beeinflussen.“ So prognostizieren die Wissenschaftler eine Nordwärtsverlagerung der Sturmbahnen in Nordamerika. Hurrikans, die bisher von Jetstreams eher gehemmt werden, könnten noch stärker und häufiger werden, wenn sich die Jetstreams weiter von den Entstehungsorten der Wirbelstürme in den Tropen weg bewegen.
Klimawandel als wahrscheinliche Ursache
Die in der neuen Studie festgestellte Entwicklung passen sehr gut zu anderen, durch die globale Klimaerwärmung hervorgerufenen Phänomenen, wie der Ausweitung des Tropengürtels , der Abkühlung der Stratosphäre und der Polwanderung der Sturmbahnen. Zum ersten Mal, sind jedoch nun auch die sich verändernden Parameter der Jetstreams vollständig erfasst worden.
„An diesem Punkt könne wir noch nicht sicher sagen, dass dies das Resultat der globalen Erwärmung ist“, erklärt Caldeira. „Aber ich glaube, dass das der Fall ist. Ich wette, dass der bisherige Trend in der Positionsveränderung der Jetstreams weiter anhält.“
(Carnegie Institution, 18.04.2008 – NPO)