Was passiert, wenn man Haarwurzeln unter Stress setzt? Das hat jetzt ein Forscherteam der Universität Lübeck erkundet. In Laborveruschen stellten sie fest, dass Stresshormone die Energiebilanz an der Haarwurzel beeinflussen. Hält dieser Stress an, kommt es vermutlich zu vermehrtem Haarausfall.
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Stress ist bei vielen Menschen heutzutage fast schon der Normalzustand. Gut drei Viertel der Bundesbürger fühlen sich übermäßiger Belastung ausgesetzt. Und der Druck wird offenbar ständig stärker. Laut einer repräsentativen Umfrage haben knapp 23 Prozent den Eindruck, der Stress nehme immer mehr zu. Die gesundheitlichen Folgen einer solchen Dauerbelastung können vielfältig sein. Die Palette reicht von Kopfschmerzen und Verspannungen über Schlafprobleme bis hin zu Bluthochdruck und Magenbeschwerden.
Stresshormon löst Energiemangel aus
Aber auch die Haare sind vom Stress betroffen, wie neuere Forschungen zeigen.Der Körper reagiert auf permanenten Stress, indem er vermehrt Stress-Hormone ausschüttet. Und diese fördern unter Umständen auch die Glatzenbildung, wie Studien zeigen. Die Initialzündung geht dabei vom Corticotropin auslösenden Hormon CRH aus. Es setzt verstärkt Cortisol und Testosteron frei. Das wiederum führt zu einem Energiemangel, der sich unter anderem in den Haarwurzeln bemerkbar macht. Beschleunigter Haarausfall ist die Folge.
Dieser Wirkungszusammenhang konnte jetzt erstmals an der Universitätshautklinik Lübeck unter der Leitung von Dr. T. Fischer und Professor R. Paus anhand eines Haarorgankultur-Modells experimentell bewiesen werden. Schon bei geringen und spezifischen CRH-Konzentrationen wurde die Wachstumsphase der Haarwurzel deutlich verkürzt und außerdem vergrößerte sich der Anteil Haare in der Ruhephase. Genau das sind die Voraussetzungen für vorzeitigen Haarausfall.
Koffein hilft
Durch den Zusatz einer geringen Menge von Koffein – auch das ein Ergebnis des Experiments – verschwand der negative Effekt von CRH dann jedoch wieder vollständig. „Damit hat sich Koffein ein weiteres Mal als haarwurzel-stimulierender Wirkstoff gezeigt, der sowohl gegen die supressiven Eigenschaften des männlichen Geschlechtshormons Testosteron als auch gegen das Stresshormon CRH erfolgreich eingesetzt werden kann“, bewertet der Leiter der Forschung, Adolf Klenk, die Forschungsergebnisse aus Lübeck. „An diese unerwartet klaren Resultate sollten sich weitere Untersuchungen anschließen, damit weitere Details des Ablaufs geklärt werden können.“
Die Lübecker Ergebnisse erweitern und bestätigen vorausgegangene Stress-Untersuchungen, die unter anderem 2007 mit Handballern anlässlich der Weltmeisterschaft durchgeführt wurden. Auch damals zeigte sich, dass mentale Anspannung und körperliche Anstrengung Stress-Hormone ausschütten und bei Sportlern das Risiko für Haarausfall vergrößern.
(Dr. Wolff-Forschung, 28.03.2008 – NPO)