Das Space Shuttle Atlantis mit dem deutschen ESA-Astronauten Hans Schlegel an Bord befindet sich auf dem Rückweg von der Internationalen Raumstation (ISS) zur Erde und soll am heutigen Mittwoch, 20. Februar 2008, um 15.07 Uhr MEZ am Kennedy Space Center in Florida landen.
Alternative Möglichkeiten bieten sich nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter anderem am Mittwoch um 16.42 Uhr am Kennedy Space Center in Florida und um 18.12 Uhr beziehungsweise 19.47 Uhr auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien.
Die Landung
Vier Stunden vor der geplanten Landung beginnt die Crew mit den Vorbereitungen. So wird der Bordcomputer für den Wiedereintritt konfiguriert und das Hydrauliksystem sowie die Klappensysteme werden überprüft. Die Nutzulasttore werden drei Stunden vor der Landung geschlossen.
Im Gegensatz zum Start, bei dem ein Abbruch auf Grund von Wetterbedingungen innerhalb von Minuten erfolgen kann, muss bei der Landung bereits 90 Minuten vorher das „Go“ gegeben werden. Der eigentliche Landevorgang beginnt auf der anderen Seite der Erde über der Westküste Australiens.
Rund eine Stunde vor dem Aufsetzen beginnt dann der Wiedereintritt mit dem so genannten Deorbit Burn, einem Bremsmanöver, bei dem das Space Shuttle entgegengesetzt der Flugrichtung ausgerichtet und durch das Zünden der Triebwerke um rund 600 Kilometer pro Stunde abgebremst wird. Die Flugroute führt dann über den Pazifischen Ozean und Mexiko, über das südliche Texas und weiter über den Golf von Mexiko, hin zur Westküste Floridas.
Blackout kurz vor der Landung
31 Minuten vor der Landung tritt der Orbiter in einer Höhe von 122 Kilometern in die dichteren Schichten der Atmosphäre ein. In dieser Zeit kommt es zum so genannten Blackout, dem Kommunikationsverlust zwischen Bord und Boden auf Grund der das Shuttle umgebenden ionisierten Atmosphäre. Die Flugmanöver zur Reduzierung von Höhe und Geschwindigkeit im Endanflug werden dann in 13 Kilometern Höhe durchgeführt. Nähert sich das Shuttle dem Landeplatz, übernimmt der Kommandant die Steuerung des Shuttle von Hand.
Um die Geschwindigkeit (346 Kilometer pro Stunde) nach dem Aufsetzen der Hauptfahrwerke weiter zu reduzieren, kommt ein Bremsfallschirm mit einem Durchmesser von zwölf Metern zum Einsatz. Das Bugfahrwerk setzt bei einer Geschwindigkeit von 296 Kilometern pro Stunde auf, der Fallschirm wird bei 56 Stundenkilometern abgeworfen.
Nach dem Stillstand nähern sich rund 30 Fahrzeuge dem Orbiter, diese dienen der technischen Sicherstellung und dem Crewtransport. Die Fahrzeuge halten rund 400 Meter entfernt vom gelandeten Shuttle an. Ein Sicherheitsteam überprüft als erstes den Orbiter mit Detektoren auf mögliche explosive und giftige Gase, die aus Treibstoffrückständen resultieren können. Danach werden Kühleinrichtungen an das Shuttle angeschlossen. Ist die Sicherheit hergestellt, kann die Crew den Orbiter verlassen.
Wetterbedingungen fest gelegt
Die Wetterbedingungen für die Einleitung des Landevorgangs 90 Minuten vor dem Aufsetzen sind fest definiert:
– Wolkenuntergrenze: 2.500 Meter
– Horizontale Sicht: 8 Kilometer
– Seitenwind: maximal 28 Kilometer pro Stunde
– Wind: maximal 56 Kilometer pro Stunde in Böen
Strahlungsfrühwarnsystem dauerhaft im Einsatz
An Bord der ISS zurückbleibt nicht nur das europäische Raumlabor Columbus, sondern auch ein System, das Astronauten rund um die Uhr vor gefährlichen solaren Strahlungsausbrüchen warnt. Das in Zusammenarbeit mit der Kieler Universität entwickelte Alarmsystem ist mit der gerade zu Ende gegangenen NASA-Mission dauerhaft in Betrieb genommen worden.
Bei Sonneneruptionen kann der Teilchenfluss innerhalb weniger Minuten um ein Vielfaches ansteigen – die Astronauten sind dieser für die menschliche Gesundheit bedrohlichen Strahlung ausgesetzt. Der ehemalige Kieler Physiker Arik Posner hatte – basierend auf den Daten des Kieler Electron Helium Instrument an Bord der Raumsonde SOHO – eine Methode entwickelt, die die Astronauten bis zu einer Stunde vor der Strahlung warnt.
„Wichtige Zeit, die die Astronauten nutzen können, sich in die geschützten Teile der Raumstation zurück zu ziehen“, erläutert Bernd Heber, Professor für Extraterrestrische Physik an der Kieler Universität. „Als wir das Proton Helium Instrument für die SOHO Ende der Achtziger Jahre hier in Kiel mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt entwickelten und bauten, konnten wir noch nicht ahnen, welche Bedeutung unser ‚Baby‘ zwanzig Jahre später haben wird“, berichtet der Kieler Physiker Reinhold Müller-Mellin.
Daten „fischen“
Damit die Strahlungsvorhersagemethode nun auf der ISS funktioniert, mussten die Wissenschaftler die verarbeitende Software so umstellen, dass die Daten direkt aus dem Datenstrom der Raumsonde „herausgefischt“ werden. Die Kieler Physiker können ihre Vorhersagen auch direkt überprüfen: Sie betreiben auf der ISS ein so genanntes Dosimetrie-Teleskop (DOSTEL), das die Strahlenexposition misst und können ihr Verfahren anhand der Daten auch optimieren.
Heber ist sich sicher: „Diese Methode wird mit dem immer stärker werdenden Willen des Menschen, die schützende Erdoberfläche zu verlassen, noch weiter an Bedeutung gewinnen.“
(idw – DLR/Universität zu Kiel, 20.02.2008 – DLO)