Geowissen

Rätsel der Weltkulturerbe-Fossilien gelöst

Erdrutsche ermöglichten die Konservierung der Weichteile in Burgess Shale

Das erste komplette Anomalocaris Fossil. © Keith Schengili-Roberts/GFDL

Nicht langsame Ablagerungen, sondern dramatische Erdrutsche begruben vor Millionen von Jahren die seltsamen Kreaturen, die bis heute im Burgess-Schiefer der kanadischen Rockies als Fossilien überdauerten. In der Fachzeitschrift „Journal of the Geological Society” beantworten Wissenschaftler nun die seit Jahren diskutierte Frage, warum gerade hier die Weichteile der Fossilien so ungewöhnlich gut erhalten blieben.

Fossilien gehören zu den wichtigsten Zeugen der Erdgeschichte. An ihnen lässt sich ablesen, welche Tier- und Pflanzenarten vor Millionen von Jahren die Erde bevölkerten und wie sie aussahen. Doch es gibt einen Haken: Normalerweise bleiben nur die harten Teile eines Fossils erhalten: Knochen, Zähne, Panzer oder Schuppen. Viele Pflanzen und wirbellose Tiere sind daher ausgestorben, ohne Spuren zu hinterlassen.

Doch es gibt Ausnahmen. Eine davon ist der Burgess Shale in den kanadischen Rocky Mountains, eine der bedeutendsten Fossillagerstätten weltweit und Teil des Weltkulturerbes. Hier, in den Schiefersedimenten, sind auch Weichteile von Tieren und Pflanzen ungewöhnlich detailreich erhalten. Die Fossilien geben daher einen wertvollen Einblick besonders in die Frühzeit der Lebensentwicklung vor 542 Millionen Jahren, als sich die Artbildung gerade explosionsartig beschleunigte.

Erdrutsche aus Schlamm

Warum blieb im Burgess Shale erhalten, was anderswo längst zerstört ist? Eine Antwort auf diese seit 1909 diskutierte Frage haben nun Sarah Gabbott und Jan Zalasiewicz von der Universität von Leicester zusammen mit Desmond Collins vom Royal Ontario Museum gefunden. Sie analysierten die Burgessschen Schieferschichten Millimeter für Millimeter und stellten fest, dass sie, im Gegensatz zu den meisten Gesteinen dieser Art, nicht langsam abgelagert worden sind.

Stattdessen müssen damals Erdrutsche aus zähflüssigem Schlamm die steilen Hänge herunter gerast sein, die alles unter sich begruben. Die im Schlamm eingeschlossenen Lebewesen wurden dadurch sofort luftdicht abgeschlossen und in einer Tiefe vergraben, in der eine normale Zersetzung der Weichteile nicht mehr stattfinden konnte.

„Das ist zwar kein besonders schöner Weg zu sterben”, erklärt Gabbott, „aber ein schneller – und einer, der diesen seltsamen Kreaturen eine Art von Unsterblichkeit sicherte.“

(University of Leicester, 20.02.2008 – NPO)

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