Der Waldzustand in Deutschland hat sich 2007 gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. Dies geht aus den Ergebnissen der Waldzustandserhebung 2007 hervor, die jetzt das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) veröffentlicht hat.
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Trotzdem sind noch immer über zwei Drittel (70 Prozent) des Waldes in Deutschland sichtbar geschädigt. Etwa 25 Prozent der Bäume sogar so schwer, dass bei ihnen mehr als ein Viertel der normalen Blatt- bzw. Nadelmasse fehlt. Im Jahr 2004 war es als Folge des extrem heißen und trockenen Sommers 2003 zum Höchststand der Kronenverlichtungen gekommen: 31 Prozent der Bäume zeigten damals deutliche Schäden.
Kyrillfolgen geringer als gedacht
Große Sorgen bereiteten den Forstleuten vor Jahresfrist die Schäden durch den Sturm „Kyrill“, dem in ganz Deutschland circa 37 Millionen Kubikmeter Holz zum Opfer gefallen waren. Die großen Sturmholzmengen, hohe Ausgangsbestände an Borkenkäfern und die ungewöhnlich warme und trockene Witterung im April ließen eine Massenvermehrung des Borkenkäfers befürchten. Die rasche Aufarbeitung des Sturmholzes und das im weiteren Jahresverlauf überwiegend nasse Wetter konnten dieses weitgehend verhindern, so das BMELV.
Was sonnenhungrige Menschen am Sommer 2007 störte, tat zudem dem Wald gut: reichlich Regen sorgte für eine gute Wasserversorgung der Bäume, und auch die Belastung mit dem für Pflanzen in hoher Konzentration schädlichen Ozon war 2007 wetterbedingt geringer als in anderen Jahren. Die kritischen Belastungsgrenzen der Wälder für Stickstoffverbindungen und Säure seien aber trotz der bereits erzielten Fortschritte in der Luftreinhaltung weiterhin großräumig überschritten worden, so das BMELV. Hinzu kämen die Folgen des Klimawandels.
Neue waldverträgliche Politik nötig
Wenig optimistisch bezüglich des Waldzustandes zeigte sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Die Bundesregierung muss ihre Anstrengungen vervielfachen, um eine waldverträgliche Agrar-, Verkehrs- und Energiepolitik zu entwickeln. Wenn nur noch ein Drittel der Bäume keine sichtbaren Schäden aufweist, bedeutet das nicht, dass sie gesund sind. Viele Schäden sind mit bloßem Auge nicht erkennbar und zeigen sich erst später. Bedrohlich sind vor allem die hohen Emissionen giftiger Stickoxide und von Ammoniak. Sie belasten die Waldböden weiter, gefährden das Grundwasser und verursachen steigende Ozonbelastungen.“, so Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND.
Vor allem in Hessen und Sachsen hätten sich die Schäden im Vergleich zu 2006 dramatisch ausgeweitet, so der BUND. So stieg in Hessen der Anteil deutlicher Schäden bei Fichten im Verlauf des vergangenen Jahres von 20 auf 30 Prozent, bei Buchen von 43 auf 48 Prozent und bei Eichen von 44 auf 50 Prozent. In Sachsen erhöhte sich der Anteil deutlicher Schäden bei Fichten von zwölf auf 18 Prozent, bei Kiefern von zwölf auf 15 und bei Eichen von 29 auf 42 Prozent.
Der BUND bemängelte zudem, dass in den amtlichen Erhebungen der Länder lediglich die noch existierenden Bäume berücksichtigt und im Jahresverlauf entfernte nicht einbezogen worden seien. Zudem würden Sturm-, Hitze-, Trockenheits- und Insektenschäden als „Naturereignisse“ eingestuft und in den offiziellen Statistiken nur unzureichend berücksichtigt. Die Umweltorganisation kritisierte auch, dass auf Länderebene vielfach hilflos gegen die seit Jahren hohen Waldschäden agiert werde. Um den massiven Säureeinträgen aus Landwirtschaft und Verkehr zu begegnen, werde beispielsweise der Waldboden in Baden-Württemberg weitflächig gekalkt. In Nordrhein-Westfalen wiederum werde der verstärkte Holzeinschlag als Mittel gegen Waldschäden propagiert.
Kohlenstoffspeicher Wald
Aufgrund seiner Rolle als Kohlendioxidspeicher spiele der Wald eine tragende Rolle beim Klimaschutz, so der BUND weiter. Jährlich speicherten Deutschlands Wälder rund 70 Millionen Tonnen Kohlenstoff. Deshalb sei ein stärkeres Engagement für den Schutz der Wälder dringend erforderlich, sagte Helmut Klein, Waldexperte des BUND: „Als Kohlenstoffspeicher ist der Wald unverzichtbar für einen wirksamen Klimaschutz. Deshalb müssen unsere Forste die Chance bekommen ihre biologischen Anpassungen möglichst ungestört zu realisieren. Besonders naturnahe Waldgebiete dürfen holzwirtschaftlich überhaupt nicht genutzt werden.“
(BUND/BMELV, 31.01.2008 – DLO)